Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Sculptur 
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Malergi. 
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Die armenische Kunst giebt uns daher das Bild einer 
unausgebildeten , unterdrückten Anlage. Olfenbar war 
dies Volk nicht ohne Formensinn, es war empfänglich für 
Regelmässigkeit und Zierlichkeit, erfinderisch genug um 
sich ein eigenes System zu erschaffen; aber diese An- 
lage war eine unvollkommene, sehwächliche, ängstliche. 
Der Zusammenhang dieser Anlage mit der geistigen Rich- 
tung des Volkes ist auch hier wohl sichtbar, wenn auch 
weniger hervorleuchtend, wie in andern Fällen. Die Kunst 
der Armenier hat zunächst schon eine Verwandtschaft mit 
ihrem religiösen System; wie sie in diesem an einer ein- 
seitigen Bestimmtheit festhielten, den Widerspruch scheu- 
ten, vor dem Gedanken einer doppelten Natur in dem Er- 
löser zurücksehreckten, so vermieden sie auch in ihrer 
Architektur mit Aengstlichkeit die runde, kräftige Form, 
die scheinbare Unregelmässigkeit, aus welcher sich eine 
höhere Harmonie entwickeln konnte. Sie bildeten daher 
alle Seiten möglichst gleich, sie wagten nicht über die 
grade Linie hinauszugehn und erlaubten sich nur ein ober- 
tiächliches Spiel der Zierlichkeit. Freilich waren die 
Umstände höchst ungünstig. Dieser _Winkel der Erde 
am Fusse des Kaukasus war dazu gemacht, alle Strahlen 
fremdartiger Einwirkungen aufzufangen. Da besassen sie 
denn wohl die Beharrlichkeit, in religiöser wie in künst- 
lerischer Beziehung, von dem hergebrachten Systeme 
nicht abzulassen, aber nicht die männliche Energie, es 
mit Widerstandskraft Weiter durchzuführen, aus dem In- 
nern zu 'l'age zu bringen. Da wo jenes System noch 
nicht durchgeführt war, gaben sie doch dem Fremden 
Raum. Die Grundformen ihrer Architektur sind durchaus 
christlich, einfach, verständig, strenge, man möchte sa- 
gen Weniger orientalisch wie die byzantinische Baukunst. 
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