Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Verbreitung 
des 
Christenthums. 
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gaben sich denn die Nachkommen der edeln Häuser Roms 
der schimpflichsten Weichlichkeit hin. Neuen Geschlech- 
tern und barbarischen Miethstruppen den Krieg und die 
Herrschaft überlassend, prahlten sie mit den eiteln Zei- 
chen ihrer Würde, mit der Ueppigkeit des Mahls und 
der Tracht, füllten ihre Zeit mit der leeren Freude an 
Thierspielen und den Leistungen der Tänzer, und eine 
Seefahrt in der Bucht von Bajä, mitten unter ihren kost- 
baren Landhäusern galt für eine gefahrvolle, wichtige 
That  
Die Geschichte dieses Verfalls der alten Welt giebt 
ein trauriges Bild für den, der ihre schönere Zeit mit 
Bewunderung betrachtet hat, und nun alles so verändert 
sieht. Dieselbe Sprache, aber wie gemissbraucht; die- 
selben Namen, aber von wie unwürdigen Enkeln geführt, 
dieselben Gebräuche, aber wie so ganz ihrer eigentlichen 
Bedeutung beraubt! Allein nur eine einseitige Betrach- 
tung nimmt bloss das Betriibende in diesem Bilde wahr, 
da es auch höchst Erfreuliches gewährt. Mitten unter 
diesem Verfall der alten Sitte drangen die ersten Keime 
eines höhern Zustandes aus dem Boden hervor. Das 
Christenthum begann die Welt zu durchbilden. Man hat 
darüber gestritten, 0b das Christenthum diesen Verfall 
herbeigeführt habe, mit einem offenbaren Missverständ- 
nisse auf beiden Seiten, sowohl von denen, Welche ihm 
eine solche Wirkung zuschrieben , als von ihren Gegnern, 
welche sie mit Entrüstung verneinten; denn es wäre 
kein Vorwurf, das Reich der heidnischen Welt gestürzt 
und ein Höheres an seine Stelle gesetzt zu haben. Beide 
'l'heilß sind nicht ganz im Unrecht. Absichtlich und 
gradezu wirkte natürlich das Christenthum zum Umsturz 
i) Ammian. Marc. l. 14. c. 6. I. 28. c. 4.
	        
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