268
Armenische
Architektur.
Aussclnmückung noch weiter, wie wir dies Späterhin an
dem reichsten Gebäude von Armenien, an der Kathedrale
von Ani, sehen werden.
Noch deutlicher als in dem Mutterlande der armeni-
scheu Architektur können wir ihren Entwickelungsgang
in dem uns besser bekannten Nachbarlande Georgien
beobachten. Hier hatte, wie es scheint, der byzantini-
sche Styl nicht, wie in Pitzounda; und überhaupt in der
Küstengegend von Abkhasieil, Anwendung gefunden; man
begnügte sich vielmehr mit sehr einfachen Formen. Die
anscheinend ältesten Kirchen in den innern 'l'hälen1 des
Landes haben Giebel in Osten und Westen und sind blos mit
einer oder mehrern halbkreisförmigen Nischen verziertii).
Im Axifange des "ll. Jahrhunderts als Georgien unter der
Regierung Bagrat II. durch die Vereinigung mit Abkhasien
mächtiger wurde, stand grade der armenische Styl in
seiner Blüthe. Daher kann es denn nicht befremdeil, dass
die Georgier bei der neu erwachenden Neigung zu rei-
chern Bauten sich an den Geschmack eines benachbarten,
stammverwandten, wenngleich in kirchlicher Beziehung
abweichenden Volkes anschlossen. Durch einen glück-
lichen Zufall sind wir im Stande dies ziemlich genau zu
verfolgen; an der Klosterkirche zu Sion in dem Thale
Atcne in Karthli, also in einer innern, von der armeni-
schen Gränze nicht weit entfernten Provinz, linden wir
nämlich inschriftlich nicht nur die Jahreszahl 1009, son-
dern auch den armenisch lautenden Namen des Baumei-
sters. Wir sehen daher, dass selbst die Meister aus
Armenien herkamen. Das Innere dieser Kirche entspricht
nahebei der Construction von S. Ripsime, doch hat die
Kuppel völlige Kreisgestalt; das Aeussere dagegen ist
llI.
D ubois
411.