Byzantinischer
Styl
in
Georgien.
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Ich
brauche
die
dunkle
und
G es chichte
unerfreuliche
nicht weiter zu verfolgen; diese flüchtigen Andeutungen
genügen um uns auf dem unbekannten und entlegenen
Boden zu orientiren
Bei einem Volke, wie diese Schilderungen es zei-
gen, roh und schwach, in sich getlieilt, durch Abhängig-
keit von verschiedenen fremden Herrschern moralisch
entkräftet, lässt sich eine eigene Kunst nicht vermuthen.
XVo nicht einmal die Schrift sich bildet, kann wohl noch
weniger eine freie und edle Form entstehen. Auch ist
es ausser Zweifel, dass Georgier und Armenier ursprüng-
lich Fremden Vorbildern folgten, hauptsächlich römisch-
byzantinischen; allein sie erschufen sich dennoch später
einen eigenen Styl.
Die ältesten Ueberreste, Welche man (vielleicht mit
Ausnahme von Grottenbauten unbekannter Entstehung und
ohne charakteristische Details) in diesen Ländern findet,
gehören entschieden spätrömiseher Architektur an. In
Karhni im armenischen Gebirge, östlich von Eriwan, steht
noch jetzt eine solche Ruine; man erkennt ein Gebäude
von ungefähr gleicher Breite und Tiefe, mit einer Vorhalle
von sechs ionischen Säulen. Ihre Stämme sind ohne Kan-
Näheres über geographische und historische Verhältnisse lin-
det man bei Bitter (Erdkunde Bd. X. S. 514. lf. und sonst, wo auch
weitere Citate), dann aber besonders bei Dubois de Dlonipereux,
Voyage autonr du Caucase, Paris 1839, 5 tom. mit vielen Abbildun-
gen, aus welchem wir unsre Kenntniss des Kunstgeschichtliehen haupt-
sächlich schöpfen. Zuverlässigere Zeichnungen wird das jetzt be-
gonnene VVerk von Ch. Texier, Description de PAnnÖnie, 1a Perse
et la Mesopotamie, für einige der anzufiihrerlden Kirchen geben. Einige
vorläufige Bemerkungen dieses Reisenden, nebst Zeichnungen der
Kathedrale von Ani enthält die Reime de PArch. 1842. p. 26 u. if.
Ich glaube bei diesem, hier zum ersten Male in einem kunstgeschichl-
liehen WVerke behandelten Volke etwas ausführlicher sein zu müssen,
als es die XVichtigkeit- des Gegenstandes an sich nöthig machen würde.