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Die
Kunst
in
und
Georgien
Armenien.
streute sich nach allen Himmelsgegendelm Schon längst
waren die Armenier als wandernde Handelsleute mit dem
Auslande bekannt geworden. Als daher die türkische
Gewaltherrschaft ihr Elend immer steigerte, als der seld-
schukische Sultan Alp Arslan, die Ilauptstadt Ani er-
oberte und die Einwohner in das Innere seines Reiches
versetzen wollte (1064), flohen sie in grosser _Zahl, und
verbreiteten sich über Polen, Galizien, Südrussland und
manche asiatische Gegenden, WO ihre Nachkommen, noch
immer an der überlieferten Religion festhaltend, als ge-
achtete Kaufleute leben M).
Im 12. Jahrhundert war das Christenthum wieder
siegreich in Armenien, indessen nur vorübergehend. Wech-
sehveise nahmen es erst die byzantinischen Kaiser, dann
die bagratidisehen Könige von Georgien in Besitz, und
mussten es bald wieder den Sultanen abtreten. Eine
Erleichterung erhielt das unglückliche Volk von einer
Seite, von der man es nicht erwarten sollte, durch die
Mongolen; diese Eroberer legten der Ausübung des
christlichen Cultus keine Hindernisse in den WVeg und
gestatteten sogar den eingebornen Fürsten, die nun als
ihre Vasallen herrschten, Errichtung und Ausschmückung
der Kirchen, die wir bis in das vierzehnte Jahrhundert
verfolgen können.
Der König selbst lloh an der Spitze des Heeres nach Klein-
asieu, wo es seinem Nachfolger Ruhen (1080) gelang, ein christlich
armeuisches Königreich zu gründen, welches sich drei Jahrhunderte
erhielt, und durch seine freundlichen Beziehungen zu den Kreuzfnhreru
wichtig wurde. Dieser Umstand ist auch für die Geschichte der
Architektur zu beachten.
M) Bei spätem Eroberungen erneuerten sich diese Auswande-
rungen. Schah Abbas, im 16.Jahrhnndert entvülkerte absichtlich das
unglückliche Land, indem er die Bewohner in verschiedenen Gegen-
den Persiens sich niederzulassen zivang.