Religiöse
Gahrung.
ihnen manche Anklänge an Gedanken welche in der
christlichen Offenbarung ausgesprochen sind; die Einheit
der göttlichen Natur, das Leiden oder Sühnopfer, die
[Tnsterblichkeit der Seele. Aber das was im Evangelium
mit bewusster Klarheit und ruhiger Zuversicht geboten
wird, war dort in trüber Mischung mit sinnlichen Ele-
menten und mit einer beängstigenden Unsicherheit gelehrt.
Daher verband sich mit diesen Geheimlehren auch die
Sucht nach Zaubennitteln, nach Amnleten und Wundern,
die Furcht vor dem Einflusse feindlicher Mächte. Die
alte Vorliebe der italischeil Völker für Zeichendeuterei
und Wahrsagerlciinste, die selbst in den hellsten Tagen
römischer Bildung nicht ganz erloschen war, Wallfahrtete
gleichsam über das heitere Griechenland fort in den
Orient, um hier an den schwülstigen und unklaren Bil-
dern vorzeitlicher Traditionen neue Nahrung zu finden.
Jene hellenische Richtung, sich alles in bestimmter Be-
gränzung und in klaren Umrissen individualisirt und ge-
staltet zu denken, wich immer mehr der wilden, phan-
tastischen Vorstellungsweise des Orients , in welcher
aus dem Grundgedanken einer Ureinheit die Erscheinun-
gen flüchtig und Wechselnd aufsteigen und wieder ver-
sinken, wo keine dem Auge sich deutlich und bleibend
darstellt und zu voller Gestalt sich ausbildet.
Der Kunstsinn litt unmittelbar durch diesereligiösen
Verirrungen. Hässliche Gestalten aller Art , widcrliche
Ausgeburteil der ungeregelten wilden Phantasie der Orien-
talen mit abendländischer Bestimmtheit aufgefasst, wurden
in diesen Mysterien verehrt, und in kleinem Bildern oder
auf Gemmen verbreitet. Indem man sich von den heiter-n,
lebensfrohen Gestalten der Götterbilder abwendete, wurde
das Dunkle und Schauerliche für bedeutsam, das Fratzen-