Historische
Einleitung.
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harten, vom Meere entfernteren, in den 'l'hälcrn am Süd-
abhange des Kaukasus wohnenden Völker waren durch
Gebirgsdämme vereinzelt und unfähig den mächtigen
Herrschern des mittlern Asiens kräftigen Widerstand zu
leisten. Niemals bildete sich daher hier eine starke,
selbstständige Nationalität, aber doch gewähren diese
Gegenden ein historisches Interesse, indem sich hier die
Eigenthümlichkeiten verschiedener Völkerstämme frühzei-
tig kämpfend berührten oder freundlich vermischten. Diese
Gegenden sind es nun, in welchen sich interessante Mo-
numente christlicher Architektur finden, von denen wir
erst seit Kurzem einigermassen befriedigende Kunde er-
halten haben, und die, wenn ihnen auch keine Einwirkung
auf die Weitere Entwickelung der christlichen Kunst zu-
geschrieben werden kann, dennoch nicht übergangen wer-
den dürfen, und durch Vergleichungen und Beziehungen
mancher Art Aufschlüsse geben.
Es sind mehrere Provinzen, welche hier wegen ihrer
verschiedenen Schicksale unterschieden werden müssen,
zunächst das Küstenland Abkhasien oder Lazica, dann
weiter südlich auf dem Südabhange des Kaukasus die
Landschaften Mingrelien und Guria an der Küste, Imereth
und Karthli im Innern, welche man unter dem gemein-
schaftlichen Namen von Ge orgien begreift, endlich nach
Südosten bis zur Gränze von Persien das grössere Land
Armenien. Die Bewohner dieser Gegenden scheinen
den persischen Gebirgsstämmen verwandt, obgleich ihre
Schicksale ihnen eine ganz andere Richtung gegeben
haben. Wie jene sind sie ritterlich und freiheitsliebend,
zur YVaFenübung , zu Abenteuern und Raubzügen geneigt,
williger sich in einer Art Lehnsverband oder Hörigkeit
benachbarten Häuptlingen anzuschliessen, als sich einem