Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Plastik 
und 
Malerei. 
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das lange, buschige Haar weit abstehend das Gesicht 
umgiebt. Sie sind mit dem langen Schwerte bewaifnet 
und eine Kugel hängt an starker Kette vom Sattel her- 
unter. Oft liegen Ueherwundene iiissfällig bittend vor 
ihnen, fast unter den Tritten ihres Rosses, gewöhnlich in 
römischer Tracht. Ohne Zweifel meistens eine Anspie- 
lung auf den grossen Gegenstand des Ruhms dieser per- 
sischen Fürsten, auf die Gefangennehmung des römischen 
Kaisers Valerian. Seine Lage zu den Füssen des Pfer- 
des mag nicht bloss eine bildliche Demüthigung sein, da 
den Berichten zufolge der übermüthigc Sapor in der 
schimpflielieii Behandlung des siebenzigjährigen Fürsten 
so weit ging, dass er auf seinem Rücken das Ross be- 
stieg. Darstellungen dieser Art finden sich dann häufig 
wiederholt; die sechs grossen Reliefs von Schahpur, von 
denen die meisten mehrere Felder enthalten, geben fast 
(lurchgängig solche Siegesbilder in grosser Ausdehnung, 
mit zahlreichen Gefangenen verschiedener Nationen, mit 
Eleplnanten und erbeuteten Pferden, mit berittenen Leib- 
garden und Hofleuten, dann aber auch einen Friedens- 
schluss zweier persischen Prinzen und ein grosses Jagd- 
stück. 
Die Arbeit dieser Bildwerke ist verschieden; im 
Ganzen stehen sie den altpersichen Werken nach. Bei 
vielen derselben ist griechisch-römischer Einfluss zu er- 
kennen. Sapor I., der Besieger X7alerians, hatte griechi- 
sche Künstler und Handwerker in seinem Dienste, und 
gewiss werden die beiden Chosroen sich ebenfalls solcher 
bedient haben. Auch zeigt sich der griechische Einfluss 
sogar bei der Ausstattung religiöser Gestalten; so finden 
sich hier statt des männlichen Feruers, den wir auf den 
altpersischen Denkmälern sehen, graziöse weibliche Ge-
	        
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