Plastik
und
Malerei.
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das lange, buschige Haar weit abstehend das Gesicht
umgiebt. Sie sind mit dem langen Schwerte bewaifnet
und eine Kugel hängt an starker Kette vom Sattel her-
unter. Oft liegen Ueherwundene iiissfällig bittend vor
ihnen, fast unter den Tritten ihres Rosses, gewöhnlich in
römischer Tracht. Ohne Zweifel meistens eine Anspie-
lung auf den grossen Gegenstand des Ruhms dieser per-
sischen Fürsten, auf die Gefangennehmung des römischen
Kaisers Valerian. Seine Lage zu den Füssen des Pfer-
des mag nicht bloss eine bildliche Demüthigung sein, da
den Berichten zufolge der übermüthigc Sapor in der
schimpflielieii Behandlung des siebenzigjährigen Fürsten
so weit ging, dass er auf seinem Rücken das Ross be-
stieg. Darstellungen dieser Art finden sich dann häufig
wiederholt; die sechs grossen Reliefs von Schahpur, von
denen die meisten mehrere Felder enthalten, geben fast
(lurchgängig solche Siegesbilder in grosser Ausdehnung,
mit zahlreichen Gefangenen verschiedener Nationen, mit
Eleplnanten und erbeuteten Pferden, mit berittenen Leib-
garden und Hofleuten, dann aber auch einen Friedens-
schluss zweier persischen Prinzen und ein grosses Jagd-
stück.
Die Arbeit dieser Bildwerke ist verschieden; im
Ganzen stehen sie den altpersichen Werken nach. Bei
vielen derselben ist griechisch-römischer Einfluss zu er-
kennen. Sapor I., der Besieger X7alerians, hatte griechi-
sche Künstler und Handwerker in seinem Dienste, und
gewiss werden die beiden Chosroen sich ebenfalls solcher
bedient haben. Auch zeigt sich der griechische Einfluss
sogar bei der Ausstattung religiöser Gestalten; so finden
sich hier statt des männlichen Feruers, den wir auf den
altpersischen Denkmälern sehen, graziöse weibliche Ge-