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Die
Perser
unter
den
Sassanidenm.
discher Phantasiespiele unscheinbarer aber gründlicher
herbeigeführt wurde.
Von den so prachtvoll beschriebenen Bauten der Sas-
sanidenfürsten können wir leider nicht viel aufweisen.
Die architektonischen Ueberrestc, welche die Sorgfalt
europäischer Reisenden seit einigen Jahren entdeckt hat,
bestehen meistens nur in Felsgrottcn oder in weitläufti-
gen gewölbten Souterrains zerstörter Paläste; nur an
ihrer Ausdehnung und in einzelnen Fragmenten geben sie
noch Zeugniss von dem Glanze, der einst in ihnen herrschte.
Bemerkenswerth ist in diesen Hallen, dass die Wölbung
in Bedachungen und Bogen häufig vorkommt. Wie es
"scheint liebten die Sassanidenfürsten, nach einer Sitte
welche sie aus den Hochgebirgen mitgebracht haben moch-
ten, ausgedehnte Grottenbauten , als sichere Schlösser
und als kühlen Aufenthalt in den heissen Monaten; eine
beträchtliche Zahl solcher Anlagen, welche noch plasti-
schen Schmuck als ein Zeugniss ihrer königlichen Aus-
stattung behalten haben, ist bekannt geworden. Vielleicht
erzeugte diese Neigung in Verbindung mit dem Beispiele
der byzantinischen Architektur auch hier die Vorliebe für
Wölbungen. Ohne Zweifel hatte die griechisch-römische
Baukunst einen grossen Einfluss auf die sassanidische.
Chosroes Nuschirwan wurde bei der Einnahme von An-
tiochien so sehr von der Schönheit dieser Stadt entzückt,
dass er ihren Plan aufzeichnen und nach demselben eine
neue Stadt nahe bei seiner" Residenz llladaiin aufbauen
liess f). Indessen unterwarf man sich nicht ganz den
ü) Ritter X. 171. Auch früher schon fanden römische Formen
Eingang. Julian traf auf seinem persischen Feldzuge einen im römi-
sehen Siyle geballten Palast an, der deshalb der Zerstörung entging.
Ammian. Marc. XXIV. 5.