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Die
Perser
unter
den
Sassaniden.
Prachtliebe dieses Königs gab ihm einen mährchenhaft
glänzenden Schein; sein Palast in Artemidora oder Dasta-
gerd wird zauberisch beschrieben, zahllose silberne Säulen
stützten das Dach, kostbare Teppiche schmückten die
Wände, den Park durchstreiften Schaaren von Straussen,
Antilopcn, Ebern, Pfauen, Fasanen, selbst von Löwen
und Tigern, und aus den Thoren gingen viele hunderte
von Elephanten hervor, wenn der König sich dem Volke
zeigte z). Die Sage brachte seine Baulust mit seiner
Liebe in Verbindung. Um den gefährlichen Ferhad zu
entfernen-und zu beschäftigen übertrug er ihm ein Riesen-
werk, die Strasse und den Kanal von Bisutun durch hohe
unwirthbare Felsen zu ziehen; man zeigt noch jetzt den
Kanal in einer Länge von achtzehn Meilen, mit Grotten
und Reliefs an der grade abgeschnittenen Wand des Felsens.
Chosroes tragisches Ende trug dazu bei, ihn zum
Helden. der Volkspoesie zu machen. Nachdem er durch
eine blutige Revolution auf den Thron gelangt, unter har-
ten, zuletzt glücklich überstandenen Kämpfen mit einhei-
mischen Empörern sich behauptet hatte, trug er seine
WVaffen Weithin über die byzantinischen Provinzen, unter-
warf Syrien, Kleinasien, Aegypten, bedrohete selbst Con-
stantinopel, bis endlich, nach einem Leben des-Sieges und
der Pracht, die kühnen Züge des byzantinischen Kaisers
Ileraclius ihnbedrängten; iliehend musste er den Genüs-
sen von Dastagerd den Rücken wenden, und fiel nun
rmnanhaften Anflug (vergl. Gibbon Chap. 4G. note 21). Auch muss
jenen spätem Poesien der mnlialnedanisehen Perser ein älteres, im
Lande einheimisches Element ium Grunde gelegen haben, da in keine".
andern Lande die arabische Poesie eine so roinanlische Richtung er-
"hielt, und da nur dieses die Eroberer bewegen konnte, diese Sagen
zu bewahren.
Gibbon
Bitter
506.