Ritterliche
und
phantastische
Richtung.
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kräftige Herrschaft und Rechtspflege in der Vorstellung
der Orientalen ihn zu einer ähnlichen Gestalt wie Salomo
machte. Gross in Walfenthaten wandte er seine Sorgfalt
auch den Wissenschaften zu; er rief Philosophen aus den
christlichen Reichen herbei, liess griechische Schriften
übersetzen, sendete eine Botschaft nach Indien um das
moralisch politische Fabelbuch des Bilpai nach Persien
zu verpflanzen, und gebot die Annalen des Reichs nieder"
zuschreiben, eine Sammlung von Sagen, aus Welcher
später das berühmteste epische Gedicht des Orients, der
Schah-Narneh, das Königsbuch des Ferdusi, entstand xi).
Nicht minder bekannt in den Sagen des Orients ist
einer seiner spätem Nachfolger, Chosroes-Parviz
(1- 628), zunächst durch den Wechsel seiner Schicksale,
durch seine Kriegsthaten und durch die Gunst, welche er
den Wissenschaften und Künsten erwies, dann aber auch
durch seine Liebe zur Schirin, Welche von der- zarten
und sinnigen Verehrung des Helden und Baumeisters
Ferhad gerührt, die , wiewohl unbegründete Eifersucht
ihres königlichen Gatten erregte"). In dem Hergange
selbst und in dem Wohlgefallen," welches die Sage daran
fand, scheint eine Richtung auf die romantische Auffas-
sung der Liebe schon frühe durehzublicken Wg). Auch die
t) Diese sagenhafte Geschichte der allen Perser ist zusammen-
gestellt in Malcolms Geschichte von Persien. Uebers. von Becker,
Leipzig 1830.
w) Schirin übers. durch v. Hammer, Leipzig 1809.
Wir kennen zivar diese Sagen hauptsächlich nur aus den
Bearbeitungen muhamedanischer Dichter und es ist. nicht zu bezwei-
feln, dass sie die romantische Färbung gesteigert haben. Indessen.
ist der Name der Schirin oder Syra, der zärtlich geliebten und eifer-
süchtig bewachten Gattin Chosroes, geschichtlich, und ihre Schick-
sale (sie soll Christin griechischer Geburt. gewesen sein) haben selbst.
in den trockenen Erwähnungen der byzantinischen Historiker einen