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Dritte
Periode
Äbyz.
der
Plastik
Malerei.
jener Mosaiken der frühem Jahrhunderte, aber sie ist;
völlig erstarrt, leblos und dabei oft mit einem Anspruch
auf eine steife Grazie und Lieblichkeit verbunden. Die
Züge sind in hergebrachten, von der Natur mannigfach
abweichenden typischen Formen gehalten; das Auge,
besonders der Augapfel gross, die Wölbung gering, die
Nase schmal, der Raum zwischen Nase und Mund sehr
gross, der Mund mit affectirter Zierlichkcit klein. Das
ganze Gesicht ist sehr oval, lang und breit,-auf dünnem,
oben etwas abnehmendem Halse. In der Gewanduxig
sind noch immer Spuren des antiken Styls, aber eines
völlig missverstandenen; die Falten setzen noch unge-
fähr in den Richtungen an, welche sie durch die Formen
des Körpers erhalten müssten, aber sie sind unverstän-
dig und ohne alle Flächen durchgeführt, so dass sie mit
feinen "verwirrten Strichlagen den ganzen Körper be--
decken, Welche daher wie zerhackt aussieht. Die Gestal-
ten sind lang und hager, die Hände übermässig lang
und gross, die Finger hässlich gekrümmt oder mit stei-
fer Zierlichkeit gehalten. Die Bewegungen endlich sind
hart und geben fast keinen Ausdruck als den einer
knechtischen Demuth. Die Farbe hat einen braunen und
schweren, doch nicht unangenehmen Ton; nur an den
Fleischtheilen ist das Colorit auffallend gelb und dunkel;
und trägt dazu bei, dem Ganzen den Ausdruck des Mu-
mienhaften zu geben g).
Auch in diesen Bildern haben sich die allgemeinen
architektonischen Grundlagen der Kunst noch einiger-
massen erhalten; die Technik ist noch ihrer Sache sicher,
i?) "Indessen ist der dunkle Ton dieser Bilder ohne Zweifel auch,
wenigstens zum Theil, eine Wirkung der Zeit, des Nachdunkelns
der Farben, der Verhärtung des Fimisses, des Lampendalnpfes.