'l'afclmalerei.
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können, und die uns durch ihre starren Formen erschrecken.
Beobachtungen über den chronologischen Fortgang dieses
Verfalls können wir nur an den Miniaturen anstellen. Wir
finden hier die des zwölften Jahrhunderts noch fast denen
des vorhergehenden gleichstehend, die des dreizehnten
geistloser und mechanischer, in der Zeichnung. schwächer,
in der Farbe trockener und unharmonischer. In den For-
men sind sie jetzt weniger gleichbleibend , sondern in
ihren Fehlern sehr verschieden, in geistiger Bedeutung
dagegen von der grössten Einförmigkeit; dieses durch
den Mangel an freier Empfindung, jenes durch die zu-
nehmende Stumpfheit des Formensinnes erklärbar. Im
vierzehnten Jahrhundert endlich gewinnen sie ganz ein
vertrocknetes, mumienhaftes Ansehen, und sind oft auch
in technischer Beziehung so nachlässig behandelt, dass sie
flüchtiges, kümmerlich angemaltes" Federgekritzcl geben.
Wie es scheint kam in dieser Zeit die Tafelma-
lerei wieder mehr in Aufnahme, vielleicht Wegen der
steigenden Dürftigkeit, Welche die Anschaffung von Mo-
saiken und Metallarbeiten erschwerte, vielleicht wegen
eines veränderten kirchlichen Gebrauchs, der an die Stelle
der Teppiche und Vorhänge gemalte Tafeln vor den Al-
tären anbrachte, wie dieser Gebrauch bekanntlich noch
jetzt in der griechischen Kirche besteht. Höchst wahr-
scheinlich sind diesen letzten Jahrhunderten die byzan-
tinischen Andachtsbilder zuzuschreiben, welche wir hin
und wieder im Abendlande, besonders in Italien finden.
Auch sie zeigen noch immer ein technisches Geschick,
gleichmässige Durchführung, wohlerhaltene Farbe; sie
sind oft noch in grossen Dimensionen ausgeführt und
nicht ohne eine allgemeine Kenntniss der Verhältnisse.
Der Ausdruck hat noch immer etwas von der Würde