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Dritte
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
Faltenwilrf der Gewänder ist sorgsam durch einzelne
Striche angedeutet, aber häufig sind diese schon an falÄ
schon Stellen angebracht oder doch so gehäuft, dass sie
die Flächen des Körpers unterbrechen. Alles trägt dazu
bei, ihnen ein gespenstisches Ansehen zu geben
Diese Beispiele sprechen schon vollständig den Geist
der letzten Periode der byzantinischen Kunst aus, wie
sie sich bis zum Untergange des Reichs mit geringen
Veränderungen erhielt. VVir bemerken noch immer ein
gewisses technisches Geschick, aber das Leben ist völlig
gewichen. Selbst die neue Aufgabe, auch das Leiden
darzustellen, hatte die Gemüther nicht anregen können,
tiefer in psychologische und naturgemässe Motive einzu-
gehen, die dabei so nahe lagen. Die Kraft war dieser
Kunst schon etwas Fremdes geworden, sie konnte selbst
durch Martern nicht zu einer lebendigen Aeusserung auf-
gereizt Werden. Das Leiden bildete daher nur einen
Uebergang zum Sterben; es schlich sich ein Wohlgefal-
len am Leichenhaften ein. Der stumpfe, knechtische Sinn
eines gedemüthigten Volkes, die beengte, von unverstan-
denen Vorurtheilen beherrschte Denkungsweise, die geist-
lose, in leeren Förmlichkeiten bestehende Frömmigkeit
fand in dem Todten, Gespenstischen ein entsprechendes
Bild.
Wie die Thüren von S. Paul kamen im elften und
zwölften Jahrhundert viele andre Kunstwerke aus diesen
Gegenden in das Abendland, von denen wirmanche noch vor-
finden, ohne das Datum ihrer Entstehung genau angeben zu
i) Ganz ähnlich und wahrscheinlich gleichzeitig ist die Thüre
des Doms zu Amalfi (v. d. Hagen, Briefe aus der Heimath 111.218).
Auch im Kloster Snsdal in Russland sollen ähnliche, jedoch mit Gold-
Fäden eingelegte Thiiren sein. (A delnng, die Korssunschen 'l'hi'u'en,
im Anhange).