Die
Thüren
der
Paulskirche
bei Rom.
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meinen übrigens war der byzantinische Kunstcharakter-
fremden Vorbildern nicht sehr zugänglich, und namentlich
konnte das phantastische Element, das um diese Zeit bei
Arabern und Franken üppig Wucherte, auf diesem dürren
Boden nicht Wurzeln schlagen.
Ohne Zweifel blieb das künstlerische Gefühl und Ge-
schick
für
die
kleinem
Dimensionen
und
die
leichtere
'l'echnik der Miniaturen viel länger ausreichend, als für
grösscre Werke. WVie weit schon im 11. Jahrhundert an
diesen die Erstarrung gediehen War, können wir am Zu-
verlässigsten an den Zeiclmungen eines noch bis vor
Kurzem erhaltenen, sehr ausgedehnten und kostbaren
Werkes ersehen. Ich meine die ehernen Thüren der
(im J. 1822 abgebrannten, jetzt bekanntlich wieder auf-
gebauten) Paulskirche bei Rom. Sie waren von Holz,
aber mit starken Platten von Bronce belegt, Welche der
Höhe nach in 9, der Breite nach in 6 Felder abgetlleilt,
im Ganzen also 54 'l'afelu mit Bildwerk oder Inschriftelm
gearbeitet ,
in das Me-
enthielten. Die Gestalten sind nicht erhaben
sondern nmjmit äussern und innern Contnren
tall eingegraben und mit Silberdraht ausgelegt. Zwölf
dieser Felder geben das Leben Christi, andre die stehen-
den Figuren der Propheten und Apostel, andre endlich
die Darstellung des Todes der letzten, die übrigen sind
mit Kreuzen, Adlern und Insehrifteil ausgefüllt. Diese
belehren uns, dass das Werk in Constantinopel und zwar
im Jahre 1070 in der Zeit des Mönchs Hildebrand, des
nachherigen Pabstes Gregor VIL, auf Kosten oder mit
Beihülfe des Consuls Pantaleone gefertigt sind m). Dieser
4) Die lateinische Inschrift, welche dies besagt, enthält den
Irrtllunn, dass sie den damals regierenden Palast statt Alexander II.
als Alexander lV. bezeichnet, der doch erst 1254- erwählt wur-
III.