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Dritte
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
aber
freilich
kindischer
und
höchst
unschöner
Art.
Die
grossen Initialen bestehen nämlich aus menschlichen
und zwar aus heiligen Gestalten in irgend einer, den
Linien des Buchstabens einigermassen anzupassenden Hand-
lung, wie es dem jedesmaligen Inhalte des Textes ent-
sprach. Es hat etwas Widerliches, wenn bedeutsame
Gegenstände und Momente nur als Zeichen eines Lautes
dienen sollenif), und nur in einer Zeit, wo man an me-
chanische Wiederholung dieser heiligen Seenen gewöhnt
war, konnte ein solcher Gebrauch aufkommen; auch ist
es begreiflich, dass der natürlichen Bildung und Bewe-
gung der Körper dabei oft Gewalt angethah werden musste,
um sie den gradlinigen und winkeligen Formen der Buch-_
staben anzupassen. Allein immerhin überrascht uns diese,
wenn auch kindische und geschmaeklose 'l'hätigkeit der
Phantasie, und wir werden daran gewahr, auf wie todtem
und abgestorbenem Felde wir uns befinden. In andern
lilanuscripten sehen wir eine ähnliche Zusammensetzung
der Initialen, aber nur aus Thiergestalten, was denn un-
gleich leichter und harmloser ausfallgund uns einigermassen
an den phantastischen Gebrauch der 'l'hierg'estalten eri11-
nert, welcher in unserm Mittelalter so verbreitet war.
Die Anregung zu solchen Ornamenten kam höchst wahr-
scheinlich von den Arabern her, welche, wenn auch nicht
in gleicher, doch in ähnlicher Weise sich in Phantasie-
spielen geiielen, und deren Einwirkung wir auch sonst
in den Verzierungen, namentlich in manchen grellbunten
Mustern der Seiteneinfassungen wahrnehmen. Im Allge-
S0 ist die Taufe Christi als X behandelt, wo dann die beiden
I-Iauplgestaltexl die unterm, die Engel die obern Arme bilden. Agiuc.
Peint. t. 49. n. 3. lliontfazicon Palöoglvlphie grecque l. III. ch. S. giebt
ein Alphabet (lersclheim Art, welches sogar schon aus dem 8. Jaln-h.
sein soll.