Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Verfall 
des 
römischen 
Reichs. 
Kaiserregierungen vorüber waren. Die vortrefflichen 
 Fürsten aus dem flavischen und antoninischen Geschlechte 
brachten dann noch die Frage der Verwaltung zur Voll- 
endung und. der Geist musste sich nun auf etwas anders 
richten. Die griechische Religiosität war der römischen 
freilich sehr verwandt, aber doch abweichend; auch sie 
hatte zunächst eine äussere sittliche Ordnung im Auge, 
aber dies Aeusserliche war nicht so entschieden der 
hauptsächlichste Gesichtspunkt. Die innere Schönheit des 
Menschen, etwas Idealeres und Allgemeineres schwebte 
ihr vor. Ihre Sittlichkeit hatte auch nicht den Schein 
des Conventionellen, sondern machte auf Natürlichkeit 
Anspruch. Ueberdies hatte die griechische Weltansicht, 
als die Römer mit ihr in nähere Berührung kamen, schon 
jene nationale und politische Beziehung mehr verloren, 
das allgemein Menschliche war deutlich hervorgetreten , 
und jene asiatischen Lehren von einer N atureinheit hatten 
Eingang und Ausbildung gefunden. Je mehr nun römi- 
sche und griechische Auffassung sich verschmolzen, je 
mehr die praktische Richtung der Italier sich der frei- 
phantastischen Mythen und Philosopheme der Griechen 
bemäehtigte, desto mehr musste man fühlen, dass jene 
äussere Weltordnung nicht das Höchste sei. Man erkannte 
in ihr einen blossen Schein, man suchte nach dem WVesen, 
das dahinter verborgen sein musste. Die Aufgaben und 
Zweifel, welche früher nur als müssige und geistreiche 
Unterhaltung die edeln Römer beschäftigt hatten, wurden 
nun eine Herzensangelegenheit des Volks. Die Gernüther 
wurden beunruhigt, geängstet; zweifelnd an den alten 
Göttern, suchten sie neue, mehr verheissende. Wie 
schon früher Alexandrien, so wurde nun Rom in viel 
grösserem Maassstabe und mit viel tieferer Wirkung der
	        
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