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Dritte
Periode
der.
byz.
Plastik
Malerei.
sacherx, ein allmäligeQ Erstarren, welches auch bei unge-
trübtem Glücke eintritt, wenn die Zustände altern, wenn
keine neuen Lebenskräfte dem Volkskörper zugeführt wer-
den, wenn keine neue Begeisterung ihn erfrischt und ver-
jüngt. An den zartern Leistungen des Volks, namentlich
an der Kunst, zeigt sich dann dieses Erschlaifen zuerst,
während das äussere, politische Leben sich noch schein-
bar kräftig und glänzend erhält.
Wenn wir die Geschichte an der chronologischen
Reihe der Manuscripte weiter verfolgen, so finden wir
die Miniaturen vom Ende des ll. und aus dem folgen-
den Jahrhunderte noch immer in der Ausführung recht
befriedigend. Nicht bloss in sauberer und zierlicher Be-
handlung, in geschicktem Gebrauche des Pinsels geben sie
den ältern nichts nach, sondern auch die Zeichnung ist
noch fest und nicht ganz unrichtig und das Colorit hat
sogar eine grosse Kraft und Schönheit Allein dennoch
macht sich eine immer grössere innere Schwäche bemerk-
lieh; Die Figuren werden in die Länge gezogen, Hände
und Füsse sind allzu klein, die Stellungen steif, lebhafte
Bewegungen unbeholfen und gewaltsam. Die Gesichter
erscheinen übermässig mager, wie abgehärmt, mit Runzeln
bedeckt. Die Falten der Gewänder häufen sich immer
mehr und durchschneiden die breiten Stellen, so dass der
ganze Körper von ihnen bedeckt ist, oder sie verschwin-
den bei reich geschmückten Gewändern, wo der Maler
die Blumen der Stickerei nicht durch Falten unterbrechen
Wollte,
nicht
oder
wusste,
wie
sie
in
dem
schweren
4') WVaagen a. a. O. 226. Iiuniohr I. 299. Aginc. t. 49. ff. besonders
t. 58. Die allzuvortheilhafte XVürdigung, welche Platner a. a. 0. II. 2.
S. 353 den Miniaturen des Vaiicans aus dem I2. Jahn-h. giebt, scheint.
denn doch neben den Durchzeichnungcn bei Agincourt, derPn Rich-
tigkeit er nicht bezweifelt, ilicht bestehen zu kiinnexi.