Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Darstellungen 
des 
Leidens. 
217 
frommen Gefühle wichtig ist, auch bildlich vergegenwär- 
tigt. In der That hatte man diese Momente des Leidens 
auch nur im byzantinischen Reiche so lange vermieden, 
im Abendlande finden wir sie schon früher klargestellt?) 
Es kam daher nur darauf an, dass ein Hinderniss, eine 
Scheu, die bisher davon zurückgehalten hatte, fortfiel, 
damit man dazu überging. Diese Scheu entsprang aber 
offenbar aus einer heidnischen Auffassung der Kunst in 
ihrer Beziehung zur Religion. Ich habe schon früher 
bemerkt , wie jene erste symbolische Richtung noch 
ein heidnisches Element enthält. Aber auch die zweite 
Stufe der christlichen Kunst, auf Welcher man die heiligen 
Gestalten nur wie triumphirend in der Herrlichkeit ihrer 
mächtigen Erscheinung zu zeigen liebte, hatte eine heid- 
nische Färbung; man wollte den Herrn nicht in verküm- 
merter Schönheit, nicht im Leiden sehen. Durch die Sin- 
nesweise, welche der Bilderstreit hervorrief, war die 
Stellung der Kunst eine andere geworden; man wollte 
nur Christus als Menschen, nicht als Gott darstellen, man 
war mehr an die Natur, als gemeine Natur, gewiesen, 
man durfte daher nicht fürchten, seine Gottheit im Leiden 
zu kranken, sich nicht scheuen, etwas, das menschlichen 
Augen sichtbar gewesen war, ihnen auch im Bilde vor- 
zuführen. 
Dazu kam denn wohl noch ein anderer Grund. Die 
frommen Bilderfreunde hatten harte Zeiten erlebt, sie 
waren verfolgt und gemartert worden, wie die ersten 
Christen unter der Herrschaft der heidnischen Blürsten. 
YVenn aber diese bei solchen Leiden sich bloss mit der 
WVaagen, a. a. O. III. 202 IT. 
im Abendlande werden im 
4') S. über den Codex des Basil, 
Frühere Dnrsiellungerx der Kreuzigung 
vierten Buche anggeführt werden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.