216
Zweite
Periode
der
Plastik u. "Malerei.
byz.
Dies ist um so auffallender, als sich um diese Zeit,
nach der Beendigung des Bilderstreites und in Folge des-
selben, der Kreis der dargestellten Gegenstände in der
byzantinischen Kunst sehr bedeutend erweiterte. XVir
sahen, wie anfangs die christliche Kunst eine bestimmte
symbolische Richtung festhielt, wie sie dann zu der per-
sönlichen Darstellung Christi und der Heiligen überging,
aber in der Weise, dass sie immer nur die Erscheinung
der Gestalten in möglichst grossartiger Haltung, gleich-
sam in der Glorie der Verklärung gab. Das eigentlich
Historische der heiligen Geschichte, namentlich der Ge-
schichte des Heilandes, und vor Allem das Leiden des
Herrn, blieb unberührt. Nach dem Bilderstreite finden
wir diese Gegenstände häufig dargestellt. Wann und in
welcher Art eine solche Darstellung zuerst hervorgetre-
ten, ob unmittelbar nach der Beendigung jenes Streites
oder etwas später, können wir zwar nicht genau bestim-
men. Doch blieb es nicht lange aus; in einem Codex
aus der Zeit des Kaisers Basilius Macedo (8675886)
findet sich, soviel wir wissen, die Kreuzigung Christi
zum ersten Male auf byzantinischem Boden vor, und von
nun an werden alle Momente der biblischen Geschichte,
ohne Unterschied, häufig gebildet. Bestimmte Aeusserun-
gen oder Andeutungen über die Ursache dieser Verän-
derung iinden wir nicht, es scheint, dass sie sich ganz
von selbst und unbemerkt einstellte. Auch bedarf sie
kaum einer Erklärung, da es so natürlich ist, dass man
alle Momente, deren möglichst genaue Vorstellung dem
10. ein Psalterilnn mit sehr ausgezeichneten, antik gedachten Bildern,
beide in Paris (Waagen 202111); aus diesem oder dem 11-. Jahrll. das
Menologiuln des Vaticans (Aginc. t. 31-33. Platlner a. a. wel-
ches 430 auf Goldgrunsl gemalte, prachtvolle Dliniaulrexl enthält.