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Zweite
Periode
der byz. Plastik
Malerei.
gross, weil ihre Entstehungszeit durch den Inhalt oder
die Züge der Schrift meistens ziemlich genau festgestellt
werden kann und sie daher über Styl, Auffassung und
malerische Technik dieser Zeit zuverlässige Auskunft
gebeni").
Aus solchen Manuscripten ersehen wir, dass die
'l'echnik und Ansehauungsiveise auch nach der Zeit der
Bilderstreitigkeiten zunächst noch fast dieselbe blieb. Die
zum Theil höchst kunstreichen Miniaturen, Welche beson-
ders die vaticaiaische und die Pariser Bibliothek bewahren,
sind in Beziehung auf Feinheit und technische Geschick-
lichkeit der Ausführung ausgezeichnet; die Zeichnung ist
mit dem Pinsel und mit fester Hand angelegt, das Coloril;
oft von grosser Kraft und Schönheit, meistens natürlich
undnicht unharmonisch. Die Farben sind noch nach an-
tiker Weise hell und sehr gebrochen; die Proportionen
meist gut, die nackten Theile richtig und nicht ohne Fülle,
die Hände nicht selten gut gezeichnet und geschickt be-
wegt, die Gesichter wohlgebildet mit graden und , nach
antiker Weise, breitrückigen Nasen. Noch immer finden
wir ein Verständniss der Formen, welches zwar nicht
aus der Natur, sondern durch Kunsttradition erworben,
aber doch noch mit der Wirklichkeit in Einklang gehalten
i") Das kostbare Werk des Grafen Bastard, in welchem er
lllininlurerl aus der (laran so reichhaltigen Pariser Bibl. in den sorg-
fältigsten Nachbildungen herausgiebt, wird dem Studium dieses Theils
der Kunstgeschichte sehr förderlich werden. Leider wird man es
wegen seines immensen Preises in Deutschland selten oder nie voll-
ständig vorfinden. Die Grundzüge einer Geschichte der Miniatur-
malerei findet man bei Waagen, Kunshverke und Künstler in England
und Paris 111.198 ff. und diirfen wir auf ein erschöpfendes WVerk
über diesen Gegenstand von der Hand dieses ausgezeichneten Kühlers
hoffen. Agine. Peint. tabfll). ff. giebl. eine Uebersicht des Entwicke-
lungsganges mit zum Theil durchgezeichneten Nachbildungen.