Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Historische 
Uebersicht. 
damals bei den Gebildeten den Glauben an die Realität, 
der Götter völlig erschüttert. Die griechischen Philoso- 
phieen, welche sie auf einer viel frühern Stufe ihrer Ent- 
wickelung empfingen als die War auf der sie bei den 
Griechen selbst entstanden, nahmen vermöge des prak- 
tischen Sinnes der Römer bei ihnen viel deutlicher die 
Gestalt moralisch-religiöser Systeme an, neben welchen 
die Volksreligion als etwas bloss Conventionelles erschien. 
Dass sie dennoch den Göttern opfern konnten, ohneein 
Gefühl von Heuchelei, ist nur aus jener heidnischen 
Auffassung des religiösen Elements, und aus einer mora- 
lischen Ansicht, für welche der äussere Schein etwas 
sehr Wichtiges und Heiliges war, zu erklären. Da- 
her kam es denn auch, dass diese Freigeisterei der 
Gebildeten auf die Religiosität des Volks eigentlich kei- 
nen Einfluss hatte. Sie blieb in der Verstandesregion 
und liess das Herz unberührt. Das Wesentliche war den 
Philosophen und den frommen Verehrern der Götter ge- 
meinsam: der Glaube an eine göttliche Ordnung der 
moralischen Welt, an eine Heiligkeit des Staats, an eine 
Verbindung der Völker unter der Herrschaft der Civili- 
sation und des wenn gleich ziemlich äusserlich aufge- 
fassten Rechtsbegriffs. Ein egoistisches Element war 
dann freilich auch darin und verlielrdiesem Glauben eine 
höhere Wärme. Jene altitalische Fortuna, welche sich 
zur Roma gestaltete, war die eigentliche Göttin des 
römischen Volks. S0 lange es auf die Erweiterung des 
römischen Reichs, dann unter den ersten Kaisern auf die 
gute Verwaltung desselben ankam, war dieser Cultus 
noch ein höchst begeisterter. Die Begeisterung erlosch, 
als das Werk vollbracht, als keine Eroberungen mehr zu 
machen, als auch die Leiden und Zweifel der ersten
	        
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