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Zweite
Periode
der
byz. Plastik
u. Malerei:
auch auf die Malerei vom nachtheiligsten Einflusse sein.
Diese zartere Kunst bedarf in gewissem Grade ihrer
kräftigem Schwester, um sich den Sinn für die volle Form
zu erhalten; von ihr getrennt musste sie immer mehr in
das Flache und 'l'roekene versinken. Indessen trat dieser
Verfall noch nicht sogleich ein, die Erinnerung an die
antike Kunst erhielt auch die byzantinische noch aufrecht,
im Laufe dieser Epoche finden wir sie noch verhältniss-
mässig blühend.
Leider können wir uns hierüber aus grössern Mo-
numenten nicht belehren, da wir die YVerke der nächsten
Jahrhunderte, die in Italien gefunden werden, bei der
völligen Trennung beider Länder und Kirchen nicht mehr
hierher ziehen dürfen, und die ziemlich zahlreichen wirk-
lich byzantinischen 'l'afelbilder, welche wir besitzen, keine
chronologische Beglaubigung haben und mehr der spätem
Zeit anzugehören scheinen.
Die einzige aber auch sehr lehrreiche Quelle für diese
Periode der byzantinischen Kunst findet sich in den
Miniaturen der Manuscripte. Da wir hier zum ersten
Male dieser Kunstwerke gedenken, welche uns fortan in
der Geschichte des Mittelalters vielfach beschäftigen wer-
den, so sind einige Bemerkungen über die Entstehung die-
ser Gattung hier an ihrer Stelle. Der Gebrauch, die
Abschriften der Bücher mit Malereien zu verzieren, war
in der bessern Zeit der griechischen und römischen Kunst
gewiss noch nicht herrschend. Die Art wie Plinius über
die Bildnisse spricht, welche Varro einem biographischen
Werke beigegeben hatte lässt auf die Seltenheit sol-
sein Geschichtschreiber (Theophan.eoni.lil1.6. c. bemerkt aber
dabei, dass er sie aus verschiedenen 011ml lmrbL-ihÜn-n licss,
f) Bekanntlich hat man aus der Fassung dieser Stelle (gewiss
mit Unrecht) sullliessen wollen, dass schon so frühe eine dem Kupfer-
slit-he ähnliche Siervielfältigulng von Zeichnungen versucht werden: sei.