Folgen
des
Bilderstreites.
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geführt und zur ruhigen historischen Tradition wurde.
Wir Werdelfbei der weitern Entwickelung der christlichen
Kunst wahrnehmen, Wie hieraus der Gegensatz zwischen
idealer Natur und gemeiner Wirklichkeit, zwischen Ide-
alismus und Naturalismus, den die alte Welt noch nicht
gekannt hatte, hervorgeht, und sich in immer veränderten
Formen wiederholt. In dieser byzantinischen Kunst war
nun wohl die geistige Richtung des Christenthums, frei-
lich auch nur in ihren allgemeinsten und nothivendigsten
Bedingungen erfasst, aber das natürliche Element ent-
sprach dem noch gar nicht. Es hatte noch die antike,
heidnische Gestalt. Dadurch, dass diese sich mit einer
gewissen Würde zeigte, dass sie den allgemeinen Be-
dingungen der Kunst entsprach, war ihre Verbindung mit
dem christlichen Elemente möglich gemacht; aber es war
eine unvollkommene Verbindung, in der nur das Aeusserste
und Allgemeinste im Einklange stand, eine Verschmelzung
und Durchdringung in den tiefsten Einzelheiten ausge-
schlossen war. Der Zusammenhang zwischen der Natur
und den idealen Formen dieser Kunst war abgeschnitten,
diese waren abgestorben. Wandte sich aber einer oder
der andere dieser Künstler zur Natur, was auf diesem
Standpunkte nur unbewusst geschehen konnte, so fand er
nur die gemeine unbeseelte Natur, die nicht Weniger todt
erschien. Es blieb daher nicht aus, dass die Kunst immer
mehr in kalte, starre Formen überging, und sich um so
mehr darin befestigte, als diese durch den kirchlichen
Gebrauch im Laufe der Jahrhunderte in der Vorstellung
des Vßlks sich mit dem Begriffe des Heiligen verbanden.
Eiüß andre wichtige Folge der Bilderstrcitigkeiten
war es, dass sich nunmehr in der griechischen Kirche
der Grundsatz feststellte, nur die Flächendarstellung, nicht
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