Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Folgen 
des 
Bilderstreites. 
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geführt und zur ruhigen historischen Tradition wurde. 
Wir Werdelfbei der weitern Entwickelung der christlichen 
Kunst wahrnehmen, Wie hieraus der Gegensatz zwischen 
idealer Natur und gemeiner Wirklichkeit, zwischen Ide- 
alismus und Naturalismus, den die alte Welt noch nicht 
gekannt hatte, hervorgeht, und sich in immer veränderten 
Formen wiederholt. In dieser byzantinischen Kunst war 
nun wohl die geistige Richtung des Christenthums, frei- 
lich auch nur in ihren allgemeinsten und nothivendigsten 
Bedingungen erfasst, aber das natürliche Element ent- 
sprach dem noch gar nicht. Es hatte noch die antike, 
heidnische Gestalt. Dadurch, dass diese sich mit einer 
gewissen Würde zeigte, dass sie den allgemeinen Be- 
dingungen der Kunst entsprach, war ihre Verbindung mit 
dem christlichen Elemente möglich gemacht; aber es war 
eine unvollkommene Verbindung, in der nur das Aeusserste 
und Allgemeinste im Einklange stand, eine Verschmelzung 
und Durchdringung in den tiefsten Einzelheiten ausge- 
schlossen war. Der Zusammenhang zwischen der Natur 
und den idealen Formen dieser Kunst war abgeschnitten, 
diese waren abgestorben. Wandte sich aber einer oder 
der andere dieser Künstler zur Natur, was auf diesem 
Standpunkte nur unbewusst geschehen konnte, so fand er 
nur die gemeine unbeseelte Natur, die nicht Weniger todt 
erschien. Es blieb daher nicht aus, dass die Kunst immer 
mehr in kalte, starre Formen überging, und sich um so 
mehr darin befestigte, als diese durch den kirchlichen 
Gebrauch im Laufe der Jahrhunderte in der Vorstellung 
des Vßlks sich mit dem Begriffe des Heiligen verbanden. 
Eiüß andre wichtige Folge der Bilderstrcitigkeiten 
war es, dass sich nunmehr in der griechischen Kirche 
der Grundsatz feststellte, nur die Flächendarstellung, nicht 
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