Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Plastische 
Werke. 
203 
derselben, im Erzgusse, in Elfenbein und wohl auch, 
obgleich weniger, in Marmor, wurde viel gearbeitet. Wir 
finden noch häufig Statuen angeführt und man hielt die 
Bildhauer dieser Zeit noch für sehr geschickt. Prokop 
erwähnt einer Vorhalle im Palaste, welche mit mehreren 
Statuen in Erz und in Stein geschmückt sei; man möchte 
sagen, bemerkt er, dass sie von Phidias oder von Lysipp 
und Praxiteles wären; ein Lob, welches ohne Bedeutung 
wäre, wenn er nicht von Werken seiner Zeit spräche. 
Von einem Bildnisse der Kaiserin Theodora, welches auf 
Kosten der Stadt auf einer Säule aufgestellt War, spricht 
er zwar nur mit bedingtem Lobe: es sei schön, aber 
dennoch gleiche es nicht der Augusta, deren Gestalt 
weder die Rede noch irgend eine nachbildende Kunst zu 
erreichen vermöge. Indessen beabsichtigt er, der Lob- 
redner des Justinianeischen Jahrhunderts, gewiss nicht, 
mit dieser höiischen Schmeichelei auf einen Verfall der 
Kunst hinzudeuteii. Wir würden schwerlich so günstig 
urtheilen; aus dem Wenigen, was von der Plastik dieser 
Zeit in Münzen und Elfenbeinarbeiten auf uns gekommen 
ist, müssen wir sie für noch mehr wie die Malerei ge- 
sunken halten. Hauptsächlich kommen hier Elfenbein- 
täfelehen in Betracht, die sich in mehrern Sammlungen 
finden, Diptychen, Tafeln, deren äussere Seiten mit 
Reliefs verziert wurden, während die innern mit Wachs 
überzogen, zum Schreiben dienten. Sie stellen meistens 
Kampfspiele oder Feste dar, bei welchen die Consuln 
(denn dies war jetzt das Hauptgeschäft dieser Ehrenstelle) 
präsidirten. Es war Gebrauch, dass sie solche Täfelchen 
mit der Darstellung ihrer feierlichen Sitzung vertheilten. 
Hier tritt nun an die Stelle jener imponirenden Würde 
ein breites, grinzendes Lächeln, und eine leere Gravität.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.