Plastische
Werke.
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derselben, im Erzgusse, in Elfenbein und wohl auch,
obgleich weniger, in Marmor, wurde viel gearbeitet. Wir
finden noch häufig Statuen angeführt und man hielt die
Bildhauer dieser Zeit noch für sehr geschickt. Prokop
erwähnt einer Vorhalle im Palaste, welche mit mehreren
Statuen in Erz und in Stein geschmückt sei; man möchte
sagen, bemerkt er, dass sie von Phidias oder von Lysipp
und Praxiteles wären; ein Lob, welches ohne Bedeutung
wäre, wenn er nicht von Werken seiner Zeit spräche.
Von einem Bildnisse der Kaiserin Theodora, welches auf
Kosten der Stadt auf einer Säule aufgestellt War, spricht
er zwar nur mit bedingtem Lobe: es sei schön, aber
dennoch gleiche es nicht der Augusta, deren Gestalt
weder die Rede noch irgend eine nachbildende Kunst zu
erreichen vermöge. Indessen beabsichtigt er, der Lob-
redner des Justinianeischen Jahrhunderts, gewiss nicht,
mit dieser höiischen Schmeichelei auf einen Verfall der
Kunst hinzudeuteii. Wir würden schwerlich so günstig
urtheilen; aus dem Wenigen, was von der Plastik dieser
Zeit in Münzen und Elfenbeinarbeiten auf uns gekommen
ist, müssen wir sie für noch mehr wie die Malerei ge-
sunken halten. Hauptsächlich kommen hier Elfenbein-
täfelehen in Betracht, die sich in mehrern Sammlungen
finden, Diptychen, Tafeln, deren äussere Seiten mit
Reliefs verziert wurden, während die innern mit Wachs
überzogen, zum Schreiben dienten. Sie stellen meistens
Kampfspiele oder Feste dar, bei welchen die Consuln
(denn dies war jetzt das Hauptgeschäft dieser Ehrenstelle)
präsidirten. Es war Gebrauch, dass sie solche Täfelchen
mit der Darstellung ihrer feierlichen Sitzung vertheilten.
Hier tritt nun an die Stelle jener imponirenden Würde
ein breites, grinzendes Lächeln, und eine leere Gravität.