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Erste
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
werden durch musivische Darstellung entstellt; der kalte
Glanz der Steine contrastirt allzusehr mit der Wärme
des Lebens. Die grossen Mosaiken der heutigen Peters-
kirche geben dafür den unzweideutigsten Beweis. Einer
Kunstrichtung dagegen, welche sich mit dem Strengen,
Hohen und Einfachen begnügt, ist dieser ernste, feierliche
Glanz nicht ungünstig, er erhöht ihre Würde. Der Styl
und die Technik kamen sich daher entgegen und ich
glaube kaum, dass blosse Malerei dieselbe schlagende
Wirkung ausüben würde. Allein ebenso ist es Wahr,
dass die Vorliebe für diese schwierige , einer freien
Aeusseruxig des Geistes ungünstige Technik ein mitwir-
kender Grund war, um die Anforderungen an das Lebens-
volle und Individuelle der Darstellung immer tiefer zu
stellen, und so die Erstarrung der Kunst zu befördernil).
Von den Tafelbildern der Zeit haben wir keine
nähere Kenntniss, wahrscheinlich kamen sie wenig vor,
weil in den Kirchen der Altar noch ein einfacher Tisch
war, und dem Luxus der Reichen diese Kunst nicht ge-
nügte. Von der Miniaturmalerei ist weiter unten die
Rede. Die Sculptur war zwar nicht die beliebteste Kunst
der Zeit, aber sie wurde vielfach geübt. In jeder Art
a") Die chronologische Reihe der auf uns gekonxmeneil Mosaiken:
des 5. und 6. Jahrh. ist etwa Folgende: S. M. Maggiore in Rum
(425-30), die Basilika des h. Joll. und die Grabkirche der Galla
Placidia in Ravenna. (430-440), der Triumphbogen in der Paulskirchc
(um 440), die Ueberreste im Baptisterium des Laterans (462), die
Tauflgapelle und S. Apollinare nuovo in Ravenna (vor dem Tode des
Theodorich 526), S. Cosma e Danniano in Rom (unter Papst Felix IV.
526-530)" S. M. Maggiore und S. Michele in Africisco in Ravenna
(nach 526), S. Vitale (534-547), 5- Sophia in COIISHIIIÜIIOPGL Ab-
laildungexl findet man in CialnpinPs Vetera monnmenta zahlreich und
schlecht, bei Aginc. Peint. (ab. 14. III, leider meistens sehr klein, die
aus den Kirchen Roms bei Gutcnsohxl und Knapp a. a. O. sehr gut.