Vorliebe
für
Mosaiken.
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sich eng an den Verfall der antiken Kunst an. ln der
alexandrinischen Periode kam dieser Luxus zuerst in Auf-
nahme; seit Sullas Zeit wurde er bei den Römern beliebt,
unter den Kaisern nahm er immer mehr zuii), und die
Kirche fand ihn daher als hergebracht vor. Sie hätte
ihn als ein Erzeugniss heidnischer Ueppigkeit und Prunk-
sucht zurückweisen, die bescheidener-e Technik der Ma-
lerei Wieder hervorrufen können. Allein wir wissen schon
diese Strenge hatte die damalige Kirche nicht, so scharf
konnte sie sich von der heidnischen Vorzeit nicht schei-
den. Neben dem prunkeuden Reichthume des Kaiserthums
konnte auch die Kirche des leuchtenden Glanzes nicht.
entbehren; sie schmückte sich mit goldenen Prachtgeräthen
und mit edeln Steinen, mit Umgebungen, Welchen der
einfache milde Ton der Malerei, nicht entsprach. Sie
musste schon deshalb das Mosaik vorziehen. Auch war
dieser Luxus ihr nicht feindlich; ich habe schon bemerkt,
dass der mystische Glanz und die Farbenwirkung der
Steine dem christlichen Sinne zusagte, und es war ge-
wiss kein Zufall, dass das frühere Emporblühcn dieser
Gattung mit dem Verfall der antiken Kunst zusammenhing,
denn in diesem Verfall des plastischen Sinnes keimte die
Richtung auf das Malerische. Selbst das Mangelhafte
der Gattung stand in einer innern Verbindung mit dem
Style der Zeit. Gemälde, welche auf eine weit entfal-
tete Natürlichkeit und Innerlichkeit Anspruch machen,
ü) Das Biesenschifl" des Hiero von Syraklus, wo die ganze Ilias
lmlsivisch am Fussboden dargestellt war, giebt, wenn ich nicht irre,
das erste BeiSPiel der Anwendung im Grossen. Auch bei den Römern
Sßhlnückte man zuerst die Fussböden, dann auch die Wände und
Wölbungen mit Mosaiken. Die Stellen bei Plinius H. N. l. 36. v. 64
Imd bei 590663 lib- 13. epist. 87 zeigen die Verbreitung dieses Ge-
schmacks.