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Erste
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
Bei einsamer Betrachtung gelungener Nachbildungen fällt
es uns mehr auf und wir fühlen, dass in mehr moder-
nen Umgebungen diese Formen uns schwerlich zusagen
würden, und dass ein Künstler unsrer Zeit bei einer
ähnlichen Aufgabe wohl sich mit dem Gefühle, Welches
diese altchristlichen Werke athmen, erfüllen, keinesweges
aber die Einzelheiten, welche hier zur Hervorbringung
dieses Eindrucks mitwirken, nachahmen dürfe.
In technischer Beziehung stand diese frühere byzan-
tinische Kunst der römischen noch sehr nahe; die Ueber-
lieferungen" waren noch vollständigst erhalten und blieben
in beständiger Uebung; man war sehr empfänglich für
saubere und sorgsame Ausführung, und wusste sie durch
neue Erfindungen noch zu erleichtern. Unter den ver-
schiedenen Zweigen der Kunst fand die Wandmalerei
am Wenigsten Anwendung, sie war fast ganz von der
Kunst des Mosaikarbeiters verdrängt, wenigstens an
öffentlichen Gebäuden, namentlich in den Kirchen. Diese
Erscheinung hat etwas Auffallendes. In dieser schwieri-
gen und mühsamen Kunst findet das Gefühl am Wenig-
sten seinen unmittelbaren Ausdruck, sie scheint daher
dem angeregten religiösen Sinne nicht zusagen zu können
und die Katakomben hatten das Vorbild des Gebrauchs
der Malerei für christliche Gegenstände gegeben. Auch
kennen wir die Geschichte dieser Gattung; sie schliesst
4') Ein Beispiel giebt die (auch nach Plattners Urtheil Beschrei-
bung Roms III. l. S. 365. sehr gelungene) Abbildung der Mosaik
der Chornische in S. Cosma e Damiano bei Guteusohn und Knapp.
Taf.42. 21.21.0. Jederder an Ort und Stelle die WVirkung wohlihätig
empfand, wird hier auf die Härten und Mängel aufmerksamer. Die
Hoheit dieser Kunst wird wenigstens zum Theil durch ihre hiängel
erreicht, aber dass diese so und nicht ungünstig wirken, hängt von
andern Umständen, von den Umgebungen, dem Stoife und der Naive-
tät ihrer Verfertiger ab.