1.96
Erste
der
Periode
byz.
Plastik
Malerei.
grade als solche waren sie Gegenstand der Verehrung.
Die Vorstellung von ihnen stand nur im Allgemeinen fest,
nicht in den lebendigen Details, welche zu einer voll-
kommenen bildlichen Darstellung erforderlich waren. Frei-
lich gewährte dies wieder einen Vorzug; es trug mit
dazu bei, diese Gestalten von allem Kleinlichen und Zu-
fälligen rein zu erhalten, ihnen eine übermenschliche Ho-
heit zu bewahren. Aber es war einer weitern künstleri-
schen Entwickelung nicht günstig. Das moralische Ele-
ment stand zu dem religiösen nicht in dem Verhältnisse,
welches zum Gedeihen einer lebendigen Kunst erforderlich
ist. Jene Unterordnung des Religiösen unter das Ethische,
welche im alten Hellas herrschte, war wohl in tieferer,
sittlicher Beziehung ein falsches Princip; aber beide Ele-
mente waren dadurch eng. verbunden. Hier war ihr Ver-
hältniss ein undeutliches, welches auch nur schwankende,
allgemeine, unbestimmte Vorstellungen erzeugen konnte.
Nur in der ruhigen Erscheinung einzelner Gestalten leistete
daher diese Kunstrichtung das Bedeutende, so wie sie
zur Handlung überging, wurde auch der Charakter der
Schlaffheit, des knechtischen Sinnes fühlbar. Ueberdies
theilte auch diese Richtung auf porträtartige Darstellung
der Heiligen noch die Schwäche des Symbolischen, dass
es weniger auf die Durchführung, als auf die Aufgabe
ankam. Man ging nicht von dem Porträt des Lebenden
aus, Welches der vollen Wirklichkeit nachstrebt, man
gab nur das Bildniss eines Vorgestellten, eines Typus.
Man fühlte sich nicht genöthigt , wie in der heidnischen
Zeit, diesen Typus immer zu steigern, neu zu erzeugen,
es bedurfte nur einer Erinnerung an die hergebrachten
Züge, um dem frommen Gefühle zu genügen. Selbst die
Sage von wunderbar entstandenen, nicht von Menschen-