Weltliche
Darstellungen.
195
dass hier keinesweges, wie etwa auf den Reliefs der
Trajanssäule, die Kriegsthaten den Hauptgegenstand bil-
deten. Eine so ausführliche Darstellung dieser Kriegs-
thaten hätte auch mehr zur Verherrlichung des Feldherrn,
der die Schlachten schlug, als des Kaisers, der in seinem
Palaste blieb, gedient, und wäre daher ein arger V erstoss
gegen die Sitte des despotischen Hofes gewesen. Wahr-
scheinlich nahm das kaiserliche Ehepaar den Ehrenplatz
der Mitte ein, und war nur von den lächelnden glück-
Wüilschenden Senatoren auf der einen, und von dem her-
anziehenden Kriegsheere auf der andern Seite umgeben.
Denkt man sich diese Gestalten mit der steifen Haltung,
wie sie das Ceremoniell des Hofes erforderte, in ihrer
sehwerfälligen Tracht mit allen Abzeichen ihres Ranges,
endlich dabei auf allen Gesichtern das süsse Gratulations-
lächeln, so findet man alle Elemente zusammen, welche
einem freien begeisterten Kunstwerke entgegenstanden.
Allein selbst bei jenen heiligen Gestalten war denn
doch Manches vorhanden, was die freie Entwickelung
der Kunst hemmen musste. Zunächst kommt auch hier
das moralische Element in Betracht. Nur dann wird das
Bild des Erlösers und seiner Jünger ein völlig lebendiges
werden, wenn ihre moralischen Motive uns eigen gewor-
den sind, wenn wir sie in ihren Handlungen völlig be-
greifen, und so tief von ihrem Geiste durchdrungen sind,
um selbst nur nach solchen Motiven zu handeln, oder
doch, wo die Schwäche des Fleisches dem Willen nicht
entspricht, danach handeln zu wollen. Hiervon war aber
diese Zeit noch gar Weit entfernt; die feststehende, her-
gebrachte; aus heidnischen Zeiten stammende Moral und
Civillsatlo" machte dies unmöglich. Diese hohen Gestalten
erschienen daher auch dem Geiste als unbegreifliche, und
13b