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Erste
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
Kreuzigung kommen, so viel wir Wissen, in dieser ersten
Zeit noch nicht vor a). Auch hier hing die Schwäche
der Kunst mit einem moralischen Mangel zusammen, und
dieser drückte denn auch den Darstellungen des Kampfes
selbst ein Gepräge des Matten und Kraftlosen auf.
Noch grösser war der Einfluss des moralischen Man-
gels auf die Darstellungen weltlichen Inhalts. Prokop im)
erzählt von einem grossen musivischen Bilde, welches
Justinian an der Kuppel der von ihm errichteten Vorhalle
des Palastes, welche Chalke genannt wurde, ausführen
liess. Der Beschreibung nach war es höchst umfassend,
man sah darauf die Kriege und Schlachten, welche (wie
sich der schmeichelnde Historiker ausdrückt) der Kaiser
durch seinen Feldherrn Belisar in Italien und Afrika aus-
führte, die Eroberung fast aller Städte dieser Gegenden;
dann den Einzug des Heeres, mit den Trophäen der er-
oberten Reiche, wie es vom Kaiser und der Kaiserin
empfangen wurde, Welche mit freudigem Antlitz die De-
müthigung der gefangenen Könige hinnahmen. Ringsumher
standen Senatoren, in deren Zügen die Freude lachte,
und welche dem Kaiser wegen dieser Grossthaten göt-
tergleiche Verehrung zollten. Wenn man sich erinnert,
dass von der Kuppel eines, wenn auch immerhin grossen
Saales die Rede ist, nicht von einem fortlaufenden Friese,
so wird man aus dieser Beschreibung schliessen müssen,
ü) Weiter unten Näheres über die Zeit, wo diese Gegenstände
zuerst aufkamen. Die Kreuzigung in dem Coelnet. S. Julii Papae in
den römischen Katakomben (Aringhi II. 354.) scheint weit jünger
zu sein. Auch die Martyrien der Heiligen finden sich unter den er-
haltenen erst später, obgleich schon Basilius von Caesarea
(Opp. ed. Paris 1618. T0111. I. p. 515. nach Münter a. a. O.) den Feuertod
des h. Barlaam als einen Gegenstand der Darstellung vorschlägt.
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