Historische
Uebersicht.
von Barbaren in den Sold des Reiches, grosse legislato-
rische Thätigkeitydann bald die Vermehrung der Mit-
regenten, um den Ehrgeiz der Feldherrn in den entfernten
Provinzen zu unterdrücken, eine durchgreifend neue Ge-
staltung der Beamtenhierarchie. Endlich die Verlegung
der Residenz von Rom nach Byzanz , bald darauf die
Trennung beider Theile des Reichs. Auch Constantins
Begünstigung des Christenthums und selbst Julians Abfall
gehören in die Reihe dieser Versuche. Allein vergebens,
die Wucht des ungeheuren Gebäudes spottet der schwa-
chen Stützen; immer sichtbarer lösen sich die Fugen,
langsam und majestätisch neigen sich die Massen, bis
endlich wenigstens der eine Theil krachend einstürzt und
weit umher die Welt mit seinen Riesentrümmern bedeckt.
Grade diese vergeblichen Versuche, das Reich zu
erhalten, machen das Schauspiel seines Sturzes so tief
ergreifend. Nicht die Barbaren haben Rom überwunden;
Cäsars Legionen hätten sie leicht zurückgehalten. Nicht
die Laster und Verbrechen blutdürstiger Tyrannen oder
thörichter Jünglinge auf dem Throne untergruben die
Macht des Reichs; was Menschen verdarben, hätten
Menschen wieder herstellen können. Hier scheiterte das
redlichste Bemühen; das Verderben kam heran wie eine
Naturkraft, gegen welche Geist, Einsicht und Tüchtigkeit
nichts vermögen. Rom fiel, weil sein Schicksal vollendet
war, weil die Seele, die den gewaltigen Körper belebt
hatte, abstarb. Alles Menschliche besteht nur durch be-
geisterten , zuversichtlichen Glauben. Sobald dieser
wankt, verschwindet die Kraft des sichern Entschlusses,
die Handlungen werden ohne VVärme und Eifer ausge-
geführt, die Gebräuche gedankenlos und matt beibehalten.
Das Leben weicht allmälig aus dem körperlichen Dasein