Der
lllosaikexltypus.
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zusammengestellt; und diese Parallele ist, da es sich auf
beiden um ähnliche Gegenstände, um Kriegsvorfälle han-
delt , recht belehrend. Jene Reliefs stehen schon bei
weitem nicht mehr auf der Höhe der alten Kunst; mit
der edlen Schönheit des Parthenonfrieses, mit der Kraft
der Amazonen und Centaurenkämpfe darf man sie nicht
vergleichen, aber wie bedeutend erscheinen sie uns neben
diesen christlichenBildern. Dort ist lebendige Handlung,
natürliche, feste Stellung, eine gewisse soldatische WVür-
de, mitunter selbst ein energischer Ausdruck des Gefühls.
Hier dagegen sind schon die Glieder nicht mehr recht
zusammenhängend, die Dimensionen nicht völlig überein-
stimmend, die Bewegungen durchweg lahm und langsam,
die Kniee der Gehenden senken sich, wie erschlafft. Man
kann es bemerken, dass der Ausdruck der That von den
Künstlern nicht mehr beachtet wurde; bei den Kriegs-
leuten mit Helm und Speer sieht man oft eine süssliche
Neigung des Hauptes nach der Seite, bei den wandernden
Schaaren blicken die Einzelnen ganz nach vorne zu auf
den Besehauer hin. Von jener Kraft, die in den heiligen
Gestalten so imponirend auftritt, ist hier wenig zu finden;
an ganz unrechter Stelle werden wir an die Weiche Stim-
mung der Katakombenkunst erinnert. Wir sehen, die
Kunst ist nicht mehr auf die Darstellung der That einge-
richtet, ihre Formen eignen sich nur für das L eidende.
Dies mag wohl einer der Gründe gewesen sein, welche
die öftere Wiederholung solcher historischen Momente in
den Kirchen verhinderten. Auch unter den Gegenständen,
welche ein Leiden ausdrücken, vermied man das Kräf-
tige- WiP finden, wie erwähnt, manche Darstellungen
aus der Lebensgeschichte des Herrn, aber immer sind
sie aus Seiner Kindheit genommen; die Passion , die
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