Der
Mosaikentypus.
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persönlichen Leben auf Erden geweilt hatten. Daher diese
Sicherheit der Erscheinung, weniger Schwungkraft der
Phantasie, mehr Wahrheit der Gegenwart. Daher diese
kräftige Haltung, aber in geistiger Kraft, die nicht äussere,
sinnliche 'l'hat, sondern Darlegung der innern Persönlich-
keit als Vorbildist. Allein wenn diese Kunstrichtung tiefer
wie die der Katakomben im christlichen Sinne war, so
kann man in gewissem Sinne auch sagen, dass sie sich
wieder mehr der heidnischen Kunst näherte; sie nahm
ein wichtiges Element des frühern Alterthums in sich auf,
die Würde und Hoheit der alten strengen Götter-gestalten.
.Sie ging nur fort über jene sinnliche, spielende, egoisti-
sche Ausbildung, welche" die Kunst seit dem Zeitalter
Alexanders erhalten hatte, und die sich noch in der from-
men Tändelei der Katakombenkunst offenbarte, und nä-
herte sich wieder jener Richtung, welche im olympischen
Zeus ihren Gipfelpunkt erreichte, von der es hiess, dass
sie der Religion etwas hinzugefügt habe. Natürlich war
dies kein bewusstes Unternehmen, aber an der Gränze
der Zeitalter verband diese Kunst unwillkürlich verwandte
Elemente des Christenthums und der Vorzeit. Sie nahm
aus der Antike die Würde, die mächtige Haltung; in
den Körperformen benutzte sie die Praxis der alten Welt,
um die bedeutendem Theile hervorzuheben, alles Klein-
liche und Vereinzelte zu vermeiden. Sie bewahrte auch
bei Darstellungen auf der Fläche ein statuarisches Ele-
ment. Sie brauchte, wie die Griechen an ihren chrysele-
phantinen Statuen, den Glanz des Goldes und des lichten
Weiss. Aber bei diesem allem war sie ganz christlich.
Die Farbe leuchtete nicht an einzelnen Formen, sie führte
nicht allf das Aeusserliche, sondern in das Innere, sie
Sßlldßfte nicht, Sondern verband. Mit dem Einfachen und