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Erste
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
als Hintergrund der einfach, statuarisch aufgestellten hei-
ligen Gestalten, wirkt das Gold entschieden vortheilhaft.
Es verbindet sie durch seinen concentrirenden Schein und
hebt sie doch wieder mächtigst heraus, es sagt der kirch-
lichen Majestät des Ortes wohl zu, und erscheint, da es
nicht am Körper der Heiligen haftet, nicht als eitler Prunk;
es repräsentirt wohl die Kraft geistiger WVirksamkeit,
welche von dem Einfachen und Demüthigen ausgehend
rings umher leuchtet. Auch war die Neigung zum Golde
und zum Glänzenden überhaupt nicht bloss ein Zeichen
der Rohheit, sondern wirklich eine Regung des christlichen
Farbensinnes. Es liegt etwas Mystisches in diesem Glanze,
der aus dem Innern des Stoffes hervor-dringend uns in
sein Inneres blicken lässt. Einer auf die natürliche Schön-
heit und Anmuth gerichteten, plastischen Kunst sagt er
nicht zu, an ihr ist er eitel und sinnlich; bei einem kirch-
lichen Werke erhöht er die Majestät und bei einer male-
rischen, innerlichen Richtung concentrirt er die Stimmung
und leitet auf das Sinnige und Betrachtende.
Nicht bloss also das Christusideal, sondern dieser
Styl überhaupt, der Mosaikenstyl wie wir ihn der Kürze
halber nennen wollen, ist eine grosse That dieser. ersten
byzantinischen Zeit. Sie streifte das Heidnische und
süssliche Element der Katakombenkunst ab und ging tie-
fer in das eigentlich Christliche ein. Diese ernste, und
doch einfache und bescheidene Würde war ein Erzeugniss
der Wärme und Verehrung für die Gestalten des Hei-
lands und seiner Nachfolger, für Gestalten, die nicht
mehr wie die Götter der Heiden schwankende Erzeugnisse
frommer Gedanken, erhabene aber unsichere Geschöpfe
der Phantasie und des Meinens waren, sondern die, gött-
lich zwar aber doch Menschen wie wir, in wirklichem,