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Erste
Periode
der
byz.
Plastik
Malerei.
wichen, wo sich der neue Geist charakteristisch zeigen
musste. Die Verhältnisse, wenigstens der grossen Haupt-
gestalten, sind noch richtig und edel, eher schlank als
gedrückt. Das Antlitz ist ernst und voller Würde, das
Auge gross, zwar ohne besonders lebendigen und indivi-
duellen Ausdruck, aber doch mit eindringlichem Blicke.
Die beleuchteten Stellen, namentlich die Stirn und die
Baekenknoeheil treten stark, zuweilen, besonders später
selbst hart gegen die schattigen Theile heraus. Die Ge-
wandung schliesst sich an die antike Plastik an, die Fal-
ten fallen voll und richtig, die breiten Massen des Kör-
pers sondern sich deutlich, manchmal selbst hart von den
Schatten ab, wozu vielleicht die Schwierigkeit der U eher-
gangstöne bei musiviseher Behandlung beitragen mochte.
Die Farben sind wohl gewählt, meistens licht, bei den
Gewändern vorzugsweise weiss. Die Hände und Füsse
sind eher zart ausgeführt. Da die Körper aller Figuren
in der Vorderansicht gehalten sind, so stehen die Füsse
meistens gleich, in derselben Entfernung, etwas auswärts,
die Spitzen nach unten gebogen. Bei spätem Arbeiten
hat man auch wohl den Boden fortgelassen, so dass die
Figuren wie schwebend erscheinen.
Die Wirkung dieser Werke ist eine sehr bedeutende.
Die kolossalen Gestalten in ruhiger ernster Haltung, wpür-
devoll und majestätisch, mit einfachen, kräftigen, lichten
Farben aus dem Halbdunkel der Coneha hervortretend,
geben ein Bild der Ruhe und Feier und nöthigen der Seele
ein Gefühl von Ehrfurcht ab. Man fühlt die ganze I-Ioheit
dieser Vorkämpfer des Chrislenthums, es ist ein Triumph
ohne weltliches Gepränge, in der ernsten Glorie geistigen
Lichts; man wird durchdruugeil von der Weihe und
Heiligkeit des Ortes, das Knie beugt sich unwillkürlich