Der
Mosaikentypus.
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ist bald golden, bald (und dies scheint der ältere Ge-
brauch) in einem kräftigen Blau; der Gedanke einer pa-
radiesischen Vereinigung mag dabei zum Grunde gelegen
haben. Unter diesem Hauptbilde läuft oft ein schmaler
Streifen hin, auf welchem unter Christus sein Symbol das
Lamm, unter den Aposteln andere Lämmer, auf jenes
zugehend, erscheinen. Diese Lämmer kommen auf jeder
Seite aus einer Stadt hervor, welche durch Inschriften
als Bethlehem und Jerusalem bezeichnet sind, also auf
Geburt und Tod des Erlösers, und dadurch auf Beginn
und Ziel seiner ewigen Ilerrschaft hindeuten. Diese Zu-
sammenstellung heiliger Gestalten in feierlicher Ruhe und
daneben einzelner apokalyptischen Darstellungen findet sich
am häufigsten; geschichtliche Scenen aus dem alten und
neuen Testamente, wie in S. Maria Maggiore, sind sel-
tener. Das historische Element ist nur im Allgemeinen
vorgedrungen, es bestimmt nur den Charakter dieser neuen
Kunstrichtung; das symbolische ist nicht verschwumleii,
es herrscht nur nicht mehr, es wird durch eine geringe
Zahl recipirter und geheiligter Zeichen repräsentirt. Es
hat aber auch einen andern Charakter, es geht nicht mehr,
wie inder Katakombenkunst, auf die Erlösung des Ein-
zelnen, sondern mehr auf die Herrlichkeit der Heiligen,
auf die Kirche. Es ist aus der subjcctiven Haltung in
eine objective gebracht. Auch das antike, heidnische
Element ist nicht mit Aengstlichkeit ausgestossen; auch
hier noch (und wir werden finden, dass sich dies noch
lange im Mittelalter erhält) wird der Fluss Jordan in
menschlicher Gestalt, wie ein alter Flussgott mit der
Urne dargestellt.
Allßll im künstlerischen Style schliessen sich diese
Gestalten noch an die Antike an; nur da sind sie abge-