Der
Mosaikentypus.
I85
unwidersprochene; es gab , wie Augustinus ausdrücklich
sagt, mehrere Auffassungen f). Dass man sich für diese
entschied, war daher schon eine Wirkung des Formsinnes,
und gewiss eine höchst eigenthümliche, bedeutsame. Denn
diese Form entfernte sich ganz von der bisherigen Rich-
tung, sie vermied nicht bloss, was am Nächsten lag, die
hergebrachten Züge des Zeus, sie entfernte sich von
allem, was die griechische Phantasie der Götterbildung
verliehen hatte. Die erhöhte Stirn, das getheilte, glatte,
herabfallende Haar waren höchst bedeutsame Neuerungen.
Nicht unwahrscheinlich ist es, dass man sich dabei an
den Gebrauch einer bestimmten Gegend, etwa einer Secte
anschloss, die wir denn nicht auf dem klassischen Boden
Italiens oder Griechenlands, sondern im Orient, in Pa-
lästina zu suchen haben würden. Das orientalische Ele-
ment machte sich hier auch bildneriseh geltend. Wie an
dieser höchsten Gestalt zeigte sich die Kraft der Phantasie
an den andern typischen Formen, der Jungfrau, der Apo-
stelfürsteil, selbst an dem allgemeinen, nicht vollständig
individualisirten"Typus der übrigen Apostel, an der Hal-
tung, an der Gruppirung, welche indiesen Monumenten
sich ausbildete. VVir können darüber nur nach den Mo-
saiken urtheilen, welche in den Kirchen Italiens erhalten
sind; es leidet aber keinen Zweifel, dass die ähnlichen,
gleichzeitigen Arbeiten im byzantinischen Reiche densel-
ben Charakter trugen. Wir bemerken ihn in den kleinem
und spätem Arbeiten dieser Gegenden, Welche auf uns
gekommen sind , er bleibt noch in der tiefsten Entartung
kenntlich. Die Verbindung war damals noch eine zu enge,
Noch im neunten Jahrhundert bemerkt der Patriarch Photitls
dass die Griechen den Christus nach ihrer
Nationalität bildeten und ebenso die Kölner, die Juden und Aethiuper.