Verfall
des
Reichs.
römischen
mässig und milde, Kunst und Wissenschäft von den
Vorfahren überliefert. Alles schien fest, sicher, wohl-
lhätig. War auch der Thron der Cäsarn nicht immer
VW S0 gerechten und weisen Herrschern, wie die Ge-
schlechter der Flavier und Antonine sie hervorbrachten,
besetzt, auf die Ruhe des Reichs hatte selbst ein Nero
keinen erschütternden Einfluss geübt. Grausamkeit und
Laster der Fürsten wirkten nur für ihre Umgebungen,
höchstens für die Hauptstadt, verderblich; der Bau des
Ganzen stand mächtig und fest, wie sehr auch seine
Spitze schwanken mochte.
Aber diese äussere Ruhe war täuschend; schon
längst deuteten einzelne, feinere Zeichen auf eine nahende
Gefahr und manches edle Gemüth war von bangem Vor-
gefühl bedrückt. Immer drohender gestalteten sich die
Ereignisse. Ein Kaiser, Valerian, fiel in die schmach-
volle Gefangenschaft der Parther, unter seinem schwachen
Sohne Gallienus zeigte sich die Zwietracht in allen Thei-
len des Reichs. Während Empörer (die sogenannten
dreissig Tyrannen) in den Provinzen hadern, dringen die
Gothen bis in das Herz griechischer Sitte, bis nach
Asien, wie zum Warnungszeichexl zerstören sie das ur-
alte Heiligthum der Diana von Ephesus.
Noch einmal siegte Roms, altes Glück, aber jetzt
konnte man sich nicht mehr verhehlen, dass der Zustand
der Dinge ein gefährlicher sei. Der Zufall, oder der war-
nende Schrecken welcher die Völker durchzitterte, liess
mm eine Reihe von kräftigen und wohlmeinenden Herr-
schern den Thron besteigen, den siegreichen Aurelian,
den erfahrnen, redlichen 'l'acitus, Probus und Diocletian.
Daher wurden Heilmittel mancher Art versucht, um dem
Uebel zu steuern; strengere Disciplin der Heere, Aufnahme