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Byzantinische
Plastik
und
Malerei.
ler Dürftigkeit des Materials, doch einigermassen ersehen,
wie sich dies Ideal allmälig feststellte. Auf einem Sar-
kophage in der Krypta der Peterskirche, der vielleicht;
noch dem vierten Jahrhundert angehören" mag d), kommt
es zuerst und zwar neben andern Darstellungen des ju-
gendlichexi Christus vor. Vom Anfange des fünften Jahr-
hunderts an finden" wir es mit immer mehr ausgeprägtem
Typus in einer Reihe von kirchlichen Mosaiken, die wei-
ter unten angegeben werden sollen. In allen sehen wir
verwandte Züge, das getheilte, herabfallende Haar, mei-
stens auch einen kurzen Bart am Kinn. Höchst ausge-
bildet erscheint dieser Typus besonders an einem Brustbilde
in den Katakomben, welches wir zwar nicht den meisten
Malereien dieser Räume gleichzeitig, aber doch auch wohl
nicht später als in das siebente Jahrh. setzen dürfen Hi).
Es währte nicht lange, dass auch das Bildniss der
Jungfrau Maria sich in gleicher Weise feststellte; In
der Mitte des fünften Jahrhunderts, in Folge der Erör-
terungen über das ihr beizu-legende Prädicat der Gottes-
gebärerin, erhielt der Mariencultus ein regeres Leben,
Um diese Zeitiiiziii) werden daher auch zuerst Bildnisse
93g)
Äringili I. 293. Es waren darin später die Gebeine Gregors V.
aufbewahrt. Beschr. Roms II. i.2l8.
i") [m Coenleterilnn S. Pontiani (Aringhi I. S. 379, in sehr ver-
kleinerter Nachbildung bei Agincourt Peiui. t. 10. Nr. 9). In demsel-
ben Raume findet sich auch noch eine Darstellung des Orphcils, ohne
dass wir Ursache haben, jenes Christushild einer spätem Restauration
zuzuschreiben. Auch bei dem Heilande selbst erhielt sich daher das
Symbolische neben dem Historischen.
m") Selbst die katholischen Schriftsteller geben zu, dass erst
seit dem Concil zu Ephesus im J. 431 die Jungfrau mit dem Christus-
kinde auf ihrem Schoosse dargestellt worden sei. (Emeric David
a. a. O. p. 22). Das erste zuverlässige Beispiel solcher Darstellung
ist in den unter dem Bisch. Agnellns (553-566) entstandenen Mo-
saiken in S. Apoll. nuovo in Ravenna. (v. Quast a. a. O. S. 20).