Das
Bildniss
Christi.
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hatten, man begann schon nach Jerusalem zu Wallfahrten,
um die Phantasie mit lebendigem Vorstellungen der hei-
ligen Hergänge zu erfüllen. Musste man da nicht wün-
schen, auch die Ilauptgestalt dieser Momente in grösserer
Anschaulichkeit und mit festem Umrissen sich vorstellen
zu können? Gewiss das .Verlangei1 war ein sehr natür-
liches und billiges. Mit jener schwankenden VVeise, in
der die Gestalt des Erlösers auf den Bildwerken der
Katakomben erschien, konnte man sich nicht begnügen.
Das Christenthum hatte einen festen historischen Boden,
sollte man daher nicht auch für die bildliche Vorstellung,
wie für die Lehren, auf das historisch Richtige zurück-
gehen, sollte man da noch ferner einen willkürlichen Wecl1-
sei der Formen gestatten?
Wirklich regte sich denn auch dieser Wunsch, ein
zuverlässiges Bild des Heilandes zu besitzen, sehr frühe.
Schon Constantia, die Schwester des Kaisers Constantin,
sprach ihn gegen Eusebius, den berühmten Bischof von
Caesarea aus. Allein dieser, sonst gegen die Wünsche
so hochgestelltei- Personen ziemlich nachgiebige Geistliche
willfahrt ihr nicht; er fragt, wras sie unter dem Bildnisse
Christi verstehe; nur die Kneehtsgestalt des Heilandes
könne sie meinen, denn als in dieser seine göttliche
Herrlichkeit durchstrahlte bei der Verklärung , wären
selbst seine Jünger nicht im Stande gewesen, den An-
blick zu fassen. Er verweist sie auf die Worte der
Schrift, diese allein gewährten ein Bildniss.
Constantia, indem sie ein Bildniss von dem Bischofe
fordert, scheint vorausgesetzt, aber nicht sicher gewusst
z" habe"; dass es ein ächtes, boglaubigtes Bildniss gebe.
EllSßbills SCÜJSI spricht sich darüber nicht aus; er erzählt
zwar in einer andern Schrift, dass er bei den aus dem