Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Das 
Bildniss 
Christi. 
171 
hatten, man begann schon nach Jerusalem zu Wallfahrten, 
um die Phantasie mit lebendigem Vorstellungen der hei- 
ligen Hergänge zu erfüllen. Musste man da nicht wün- 
schen, auch die Ilauptgestalt dieser Momente in grösserer 
Anschaulichkeit und mit festem Umrissen sich vorstellen 
zu können? Gewiss das .Verlangei1 war ein sehr natür- 
liches und billiges. Mit jener schwankenden VVeise, in 
der die Gestalt des Erlösers auf den Bildwerken der 
Katakomben erschien, konnte man sich nicht begnügen. 
Das Christenthum hatte einen festen historischen Boden, 
sollte man daher nicht auch für die bildliche Vorstellung, 
wie für die Lehren, auf das historisch Richtige zurück- 
gehen, sollte man da noch ferner einen willkürlichen Wecl1- 
sei der Formen gestatten? 
Wirklich regte sich denn auch dieser Wunsch, ein 
zuverlässiges Bild des Heilandes zu besitzen, sehr frühe. 
Schon Constantia, die Schwester des Kaisers Constantin, 
sprach ihn gegen Eusebius, den berühmten Bischof von 
Caesarea aus. Allein dieser, sonst gegen die Wünsche 
so hochgestelltei- Personen ziemlich nachgiebige Geistliche 
willfahrt ihr nicht; er fragt, wras sie unter dem Bildnisse 
Christi verstehe; nur die Kneehtsgestalt des Heilandes 
könne sie meinen, denn als in dieser seine göttliche 
Herrlichkeit durchstrahlte  bei der Verklärung , wären 
selbst seine Jünger nicht im Stande gewesen, den An- 
blick zu fassen. Er verweist sie auf die Worte der 
Schrift, diese allein gewährten ein Bildniss. 
Constantia, indem sie ein Bildniss von dem Bischofe 
fordert, scheint vorausgesetzt, aber nicht sicher gewusst 
z" habe"; dass es ein ächtes, boglaubigtes Bildniss gebe. 
EllSßbills SCÜJSI spricht sich darüber nicht aus; er erzählt 
zwar in einer andern Schrift, dass er bei den aus dem
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.