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Spätere
byzantinische
Architek tu
in unsere Tage fortdauern, oder schwache zureideutige
Modilieationen. Wir erkennen in_ diesen Formen, wie in
der ganzen Gestaltung, nur eine anorganische, absicht-
liche, mühselige Verschmelzung christlicher Rücksichten
mit antiken Gedanken und orientalischen Gefühlen. Das
Verschwinden der antiken Formen war ein Verlust, in-
dem damit der Typus der Freiheit und Individualität,
welchen die alte Welt ausgebildet hatte, fortfällt, wäh-
rend wir uns noch nicht der Aeusserungen christlichen
Gefühles erfreuen. Wir sehen dagegen immer mehr die
despotische, unterschiedslose Einheit des orientalischen
Geistes zur vorherrschenden Form werden, sich in der
Ueppigkeit der Wölbung wie in der schmucklosen Dürf-
tigkeit der schweren Massen aussprechen. Es wäre
überflüssig zu erörtern, was diesem Systeme fehlte, um
es zu einer bessern Gestaltung zu entwickeln; im Ganzen
wissen wir schon, dass die Basilikenform, welche der
Orient frühe aufgab, die Anlage zu höherer Entwickelung
enthielt, die ihr aber nur durch die Belebung einer fri-
schen, durch und durch christlichen Nationalität zu Theil
werden konnte. Indessen gestattet uns die Geschichte
auch hier eine erfreulichere Betrachtung. Denn wie das
byzantinische Volk überhaupt von der Vorsehung dazu
bestimmt scheint, eine Vermittelung des Orients und Occi-
dents zu bilden, nicht bloss den christlichen Völkern, son-
dern auch denen, welche noch einen andern Weg zu
wandeln hatten, als Leiter zu dienen, so war auch diese
im christlichen und im künstlerischen Sinne unvollkom-
mene Architektur geeignet, den Asiaten und namentlich
den Arabern als ein Anhaltspunkt und Anfang ihrer künst-
lerischen Civilisation zu dienen.