Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

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Spätere 
byzantinische 
Architek tu 
in unsere Tage fortdauern, oder schwache zureideutige 
Modilieationen. Wir erkennen in_ diesen Formen, wie in 
der ganzen Gestaltung, nur eine anorganische, absicht- 
liche, mühselige Verschmelzung christlicher Rücksichten 
mit antiken Gedanken und orientalischen Gefühlen. Das 
Verschwinden der antiken Formen war ein Verlust, in- 
dem damit der Typus der Freiheit und Individualität, 
welchen die alte Welt ausgebildet hatte, fortfällt, wäh- 
rend wir uns noch nicht der Aeusserungen christlichen 
Gefühles erfreuen. Wir sehen dagegen immer mehr die 
despotische, unterschiedslose Einheit des orientalischen 
Geistes zur vorherrschenden Form werden, sich in der 
Ueppigkeit der Wölbung wie in der schmucklosen Dürf- 
tigkeit der schweren Massen aussprechen. Es wäre 
überflüssig zu erörtern, was diesem Systeme fehlte, um 
es zu einer bessern Gestaltung zu entwickeln; im Ganzen 
wissen wir schon, dass die Basilikenform, welche der 
Orient frühe aufgab, die Anlage zu höherer Entwickelung 
enthielt, die ihr aber nur durch die Belebung einer fri- 
schen, durch und durch christlichen Nationalität zu Theil 
werden konnte. Indessen gestattet uns die Geschichte 
auch hier eine erfreulichere Betrachtung. Denn wie das 
byzantinische Volk überhaupt von der Vorsehung dazu 
bestimmt scheint, eine Vermittelung des Orients und Occi- 
dents zu bilden, nicht bloss den christlichen Völkern, son- 
dern auch denen, welche noch einen andern Weg zu 
wandeln hatten, als Leiter zu dienen, so war auch diese 
im christlichen und im künstlerischen Sinne unvollkom- 
mene Architektur geeignet, den Asiaten und namentlich 
den Arabern als ein Anhaltspunkt und Anfang ihrer künst- 
lerischen Civilisation zu dienen.
	        
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