WVürdigung
un d
Vergleichung.
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liess, und den Zwang, welcher auf der römischen Archi-
tektur lastete, durchbrach. Vielleicht kann man es als
die höchste Consequenz ansehen, dass sogar die F011]!
des Daches fortfiel und die Wölbung auch im Aeussern
hervortrat.
Allein grade dies Beispiel ist sehr lehrreich, um zu
zeigen, dass nicht jede Consequenz zu einem künstleri-
schen Resultate führt a). Es war wohl ein ganz richtiges
Gefühl, dass man, wie man die alten Götter verwarf,
auch die Formen, welche mit ihrem Cultus ausgebildet
waren, zurückwies. Es war ebenso ein unläugbares
Zeichen von Einsicht, als man später von der runden
und achteckigen Structur der eonstantinischen Zeiten wie-
der der viereckigen sich zuwendete. Allein mit dieser
negativen Einsicht war noch Wenig gewonnen, ein neues
Princip wurde dadurch nicht erlangt, wie es denn nie
durch blosse verständige Ueberlcgung erlangt wird. Man
kam am Ende nicht weiter als bis zu dem Gedanken
einer mechanischen, massenhaften Einheit; Prokop rühmt
nicht ohne Grund die Kuppelform der Sophienkirehe. Al-
lein dieser Gedanke war denn doch im Pantheon gross-
artiger und künstlerischer dargestellt; in der schwierigen
Verbindung des Quadraten und Runden, Welche durch
den grossen Meister des justinianeischen Baues herrschen-
der Typus Wurde, war er gelähmt und verkümmert. Daher
wurde denn auch dies grossartige und bedeutende Werk
nicht der Anfang einer Reihe neuer , fortschreitender
Kunstleistuugen; es erzeugte nur Nachahmungen, die bis
i) In technischer Beziehung kann dieses Hervortreten der Ge-
Wolbe "Will als zweekmässig angesehen werden. Bei dem trellliehen
illatcrml der Südlichen Länder und den geringem Einwirkungen des
Klimas isl es unschädlich, aber an sich ist die breitere Fläche der
Wölbung mit dem Zusannnenllusse des WVassers au ihrem Fusse nicht
so geeignet zum Schutze des Gebäudes wie das schräge Dach.