Sophienkirche.
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ganz abweichende ersetzt. Ueber den verschiedenen
Wölbungen der einzelnen Theilc hielt man eine Bedachnng
mit Holzwerk nicht nöthig, wegen der Feuersgefahr nicht
räthlich, vielleicht auch der aesthetischen Wirkung nicht
förderlich. Man liess vielmehr die Form der Wölbung
unverkleidet, sie erhielt nur einen Schmuck mit glänzen-
dem Metall. Der Beschauer sah also über den kräftigen
Mauern die abgerundeten Wölbungeirverschiedener Form,
an den Aussenwänden niedriger, in den Halbkuppeln an-
steigend, in der grossen mittlern Kuppel sich weithin
dehnend; die ganze riesige Masse lag wie ein Berg mit
der Mannigfaltigkeit seiner Senkungen vor ihm. Grade
diese Gestalt aber, die unserm abendländischen Gefühle
Vielleicht weniger zusagt, etwas Rohes, Ungegliedertcs
hat, erregte die Bewunderung der Zeitgenossen. Prokop
erwähnt ihrer ausdrücklich; er rühmt, dass die Kirche
wie eine Kugel aufsteige i).
Mit der Vollendung dieses gewaltigen Monuments
hatte die Architektur des Orients ein Vorbild erhalten,
das in seiner Grösse und Pracht nicht leicht erreicht
werden konnte, in seinen Prineipien aber auf alle folgen-
den Bauten Einfluss hatte. Von nun an wurde es Regel,"
die Form der Kuppel mit einer viereckigen, dem Qua-
drate sieh nähernden Anlage der Mauer zu verbinden,
unter dieser Kuppel den mittlern Raum frei zu lassen,
ringsumher aber, mit Ausschluss der Seite des Altars,
Emporbiihnen für den Aufenthalt der Frauen anzubringen,
im Aeussern endlich die Wölbungen frei hervortreten zu
lassen. Ohne Zweifel hatten äussere Rücksichtcn dar-
ü) IINICSSCII gilt _dies nur von dem mittlern Theile der Kirche,
vor: W 85ml nach Osten, die südlichen und nördlichen Seitenschilfe
waren mitwrberen Terrassen bedeckt.
Ill.
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