Byzantinische
Architektur.
Freilich
ist
aber
der
Eindruck
dieses
Baues
keines-
weges der einfache, reine, erhebende der Basiliken. Wir
fühlen auch hier eine grosse, mächtige Einheit, aber es
ist mehr die anspruchsvolle dunkle, schwer zugängliche
irdischer Macht, als die milde, offene des göttlichen
Geistes. In diesem grossen mächtigen Raume von schwer-
fasslicher Form, wo ein gedämpftes Licht von oben her
aus entfernten oder nicht sichtbaren Punkten herabfällt
und gleichmässig herrscht, wo die
Pracht des Goldes und der Steine
kalte, schimmernde
in dunklem Glanze
sinnlich mystisch leuchtet und das Auge beunruhigt, in
diesen labyrinthischen, ungleich gestalteten Sälen, die in
einander übergehen und kein Ende zeigen, müssen wir
uns verwirrt oder gedemüthigt fühlen. Hier ist nicht die
einfache, heitre Einladung, die geöffnete Bahn zu dem
Tische des Herrn. Allein wie auch diese Form uns be-
rühren möge, so ist, doch nicht zu verkennen, dass sie
grossartig imponirend war, und wir können es wohl be-
greifen, dass sie dem Schönheitssinn und der Religiosität
dieser orientalischen Christen zusagen und sie mit einer
nicht unbegründeten Bewunderung erfüllen mussteii).
Nicht minder neu und eigenthümlich wie das Innere
war auch das Aeussere der Sophienkirche gestaltet. In
den römischen Basiliken und ohne Zweifel auch in allen
Kirchen des Orients, welche hölzerne Decken erhielten,
wurde die antike Form des Daches, das mit seinen ein-
fachen schrägen Linien das Ganze zusammenfasste, bei-
behalten. Noeh in S. Vitale finden wir sie. Hier da-
gegen
ist
sie
gänzlich
verlassen
und
durch
eine
neue
ü) Am leichtesten werden sich die, Welchg die Markuskirche in
Venedig, einen bei andrer COIISiFIICIiOII doch verwandten Bau. kennen.
die Wirkung des Innern der Sophic-nkirclie vorslelleir können.