Isidor
VOD.
Milet
Anthemius
VOll
Tralles.
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sich stolz mit Salomon verglich. Aber noch unter Seiner
Regierung wurde dieser erste Bau durch ein Erdbeben
theilweise zerstört, ein Ereigniss, welches indessen seinen
Muth nicht lähmte, sondern ihm nur Gelegenheit zu einer
prachtvoller-n Herstellung gab. Diese neue Kirche ward
ein Wunder ihrer Zeit, wegen ihrer Grösse, wegen des
Umfangs ihrer Wölbung, wegen des blendenden Glanzes
von Gold und edeln Steinen vielfach gepriesen. Ihre
Baumeister Isidor von Milet und Anthemius von Tralles,
ohne Frage lilänner von grosser Kenntniss und Geschick-
lichkeit, waren hochberühmt, man schrieb ihnen allerlei
Erfindungen zu, und erzählte gern manche Kunststücke,
welche sie durch ihre mechanischen und physikalischen
Kenntnisse ausgeführt hatten m). Doch auch dem Kaiser
wurde sein Antheil des Ruhmes vorbehalten; ein Engel,
so erzählte man sich, habe ihm manche der Formen, die
angewendet wurden, eröffnet, im 'l'raume kam ihm die
Lösung der Probleme, welche die Baumeister vergeblich
gesucht hatten. Den zweiten nach dem Erdbeben nöthi-
gen Bau, bei dem es besonders auf die "Verstärkung der
VVölbungen zur Verhütung ähnlicher Unglücksfälle ankam,
leitete ein jüngerer Isidor, der Neffe des damals bereits
verstorbenen ältern Meisters gleiches Namens. Noch
immer war die Errichtung einer haltbaren Kuppel, freilich
in bisher unerhörter Ausdehnung und mit manchen neuen
Anforderungen, ein schwieriger und hochwichtiger Gegen-
stand, der nicht bloss die Meister des Fachs interessirte,
Ü Der Gcschichtschreiber Agathias (lib. 5.) verschmäht es nicht
die Anekdole ausführlich zu erzählen, wie Anthemius durch Wasser-
künsle: Sllißgel und andre Mittel seinem bösen Hausnachbanu ein
Efdbßbßü mit Donner und Blitz vorgezaubert, das diesenvöllig ge-
täuscht, und ihn dem Gelächter derer, denen er von der vermeinß
lichen Himmelserscheinung erzählt, ausgesetzt habe.