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Byzantinische
Architektur.
für die Verbindung der Kuppel und des Quadrats in Con-
stantinopel selbst gegeben.
S. Vitale wurde 526 begonnen und war im Jahre 534
schon weit vorgerüekt (wie sich aus historischen Bezie-
hungen des Bildwerkes und der Inschriften der Apsis
schliesseu lässt), wurde aber erst 547 vollendet und ge-
weiht. Während dieser Zeit entstand das berühmteste
WVerk der byzantinischen Kunst, die So phienkirche zu
Constantinopel. Zu dem Glanze, mit Welchem Justinian
sich umgab, gehörten auch Weit ausgedehnte Bauunter-
nehmungen. Für alle Provinzen seines Reichs sorgte der
thätige Kaiser; ein gleichzeitiger Schriftsteller, Prokopiusik),
hat ein ganzes Buch mit der Aufzählung seiner Bauten
gefüllt. Es konnte nicht fehlen, dass die Kunstfertigkeit
seiner Griechen dadurch neue Uebung, das Talent der
Architekten den Muth zu grossartigeil Erfindungen und
neuen Formen erhielt. Da war es denn fast ein Glück für
seinen Ruhm, dass die Sophienkirehe, von Constantin ge-
gründet und naehmals erweitert und erneuert, unter seiner
Regierung bei einem Volksaufstande ein Raub der Flam-
men wurde. Sogleich schritt der Kaiser zum WVerke des
Wiederaufbaues. Die grösste Sorgfalt, die bedeutendsten
Summen verwendete er darauf. Zehntausend Arbeiter
erhielten ununterbrochen ihren reichlich berechneten Sold,
und täglich fand sich der Autokrator selbst unter ihnen
ein, in Weissem Leinen demüthig gekleidet, um sie zu
ermuntern und den Fortschritt des gottgefälligen Un-
ternehmens zu beobachten. Nur sechs Jahre vergingen,
bis die Weihe erfolgte, bei welcher der erfreute Kaiser
ü) Man zweifelt mit Recht daran, dass der Historiker Prokop
wirklich der Verfasser dieser Schrift War; indessen muss die herge-
hrachte Weise der Bezeichnung des Buches beibehalten werden.