Weitere
Entwickelunv
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des
Kuppelbaues.
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beibehalten. Allein diese Anordnung hatte denn doch
manche Mängel, sie schien zu bestimmt, zu sonderbar,
zu sehr von den allgemeinen Regeln der Baukunst ab-
weichend, um zur ausschliesslichen Norm für alle Kirchen
erhoben zu werden. Namentlich musste dies bei grössern
Dimensionen auffallend werden. Es war daher wohl na-
türlich, dass man auf Mittel dachte, die Kuppeln auch
auf Gebäuden rechtwinkliger Anlage anzubringen. Einen
der ersten Versuche dieser Art können wir in der noch
erhaltenen Kirche S. Sergius und Bacchus in Constan-
tinopel (jetzt gewöhnlich die kleine Sophienkirche, Chut-
shuk hagia Sophia genannt) wahrnehmen. Denn hier bil-
den zwar die Aussenmauern (abgesehen von" der Vorhalle
und der kleinen halbkreisförmigen Chornische) ein Qua-
drat, die kreisrunde Kuppel ruht aber, wie in S. Vitale,
auf acht, genau im Achteck gestellten Pfeilern, welche
immer durch zwei Säulen verbunden sind, die auf den
vier, mit den Aussenwänden parallelen Seiten in grader
Linie, auf den vier andern Seiten aber kreisförmig, wie
in S. Vitale, stehen. Wir sehen also deutlichst die
Uebertragung der Anordnung dieser achteckigen Kirche
auf einen Bau von quadratem Grundrisse. Auch diese
Kirche wurde unter der Regierung Justinians k) erbaut,
und wir können aus ihrer Construction vermuthen, dass
es nicht lange nach der Erbauung von S. Vitale, ja noch
vor der Einweihung dieser Kirche geschah, denn als diese
erfolgte, war schon ein anderes, grossartigeres Vorbild
ä) Procop de aedif. I. 4. Vergl. den Plan von S. Sergius und
Bacchus bei Lenoir a. a. 0. p. 9. und bei v. Quasi. a. a. O. Taf. S.
Nr. 6. Ein anderes Beispiel der Nachahmung von S. Vitale bei
(llladraler Anlage giehl, die uralte Kirche von S. Lorenzo in Mailand,
wenn man annehmen darf, dass der jetzige von Carlßorromaens hor-
riihrende Bau die ältere Anlage behalten habe. v. Quast. S. 34.