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Byzantinische
Architektur.
artige Consequenz in der Entfaltung des Reichthums der
Formen nicht zu verkennen. Damit harmonirt denn auch
der Reichthum der verschiedenen farbigen Marmorarten
an Wänden und Säulen und die fleissige, feine Ausfüh-
rung der Details. Denn auch an diesen linden wir nun
ein neues System festgestellt. Die Kapitäle in der obern
Gallerie sind noch römisch componirte, die der unter-n
Säulenstellung dagegen haben die Form eines nach unten
zu abnehmenden Würfels , der von einem filigranartig
geschmückten Bande eingefasst ist und in der Mitte eine
phantastische Blume zeigt. Nbch reicher sind einige
Kapitäle der Säulen im Presbyterium, in ungeivöhnlicher
Form, von feinem Laub- und Netzwerk ganz umgeben,
das frei über dem inuern Kerne hervorsteht und nur
durch
einzelne
Stützen
des
Steins
mit
ihm
ZUSRDIIIIEH-
hängt; überdies in Gold und Farbenpracht glänzend. Den-
ken wir an die Einfachheit und Strenge der römischen
Basiliken zurück, mit dem geliehenen, ungenau angepass-
ten Schmuck antiker Säulen, mit dem schweren ernsten
Glanz ihrer lilosaikerl, so fühlen wir uns hier auf ganz
anderm Boden. Eine Koketterie des Reichthums und der
Künstlichkeit, ein bewusstes Spiel der Phantasie, ein
Wohlgefallen am Ungewöhnlichen, mit einem Wort ein
Anhauch orientalischen Wesens tritt uns fremdartig ent-
gegen g).
In dieser Kirche war noch, wie in den Bauten der
Constantinischen Zeit, welche von den Basiliken abwichen,
die achteckige Gestalt, als eine der Kreisform sich an-
nähernde und zur Unterstützung der Kuppel geeignete,
a") S. über S. Vitale Aginc. Arch. l. 23., ühvr alle Kirchen in
Ravenna: Sclmrn in 'I'hiersch Reisen in Ilnlien: S. 384. ff. und beson-
ders v. Quasi a. a. O. Vergl. Rulnolnr, ital. Forsch. III. S. 200,211-