Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Altchristliche und muhamedanische Kunst (Bd. 3 = [2], Bd. 1)

Vitale 
in 
Ravenna. 
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zu gerichteten halbkreisförmigen Linie stehn, durch Bogen 
verbunden sind, und so zwei andre, ebensogestellte Säulen 
tragen, auf welchen sich dann eine halbe Kuppel befindet, 
die sich an den grosseil Verbindnngsbogen der Pfeiler 
anlehnt. Diese obern Säulen entsprechen dem obern 
Stockwerke des Umganges und stellen dessen Oeffnung 
gegen den Mittelraum dar. Darüber erhebt sich die acht- 
eckige Mauer des obern Mittelbaues mit acht Fenstern, 
jedes durch eine Säule getheilt. Das Gewölbe der Kuppel 
selbst ist kreisrnnd und sehr künstlich aus 'l'hongefässen 
gebildet, die (einer Flasche ohne Boden gleichend) mit 
Spitze und Mündung in einander greifen und so in einer 
Spirallinie bis zum höchsten Punkte fbrtlaufen. Das Pres- 
byterium besteht aus einem quadraten, durch ein Kreuz- 
gewölbe bedeckten Raume und aus der Apsis, Welche im 
Innern rund ist, während sie im Aeussern drei Polygon- 
selten zeigt i). Das Aeussere des Gebäudes ist sehr ein- 
fach, in Ziegeln ohne weitern Schmuck. Desto mannigfal- 
tiger ist die Wirkung des Innern. Man sieht hier ein völlig 
verschiedenes, fast entgegengesetztes System wie in den 
altchristlichen Basiliken. An die Stelle der einfachen, 
langgestreckten, graden Linien ist hier eine künstliche 
Verbindung vielfacher Curven, die, stets von andern Mit- 
telpunkten aus gezogen, doch aneinander schliessen und 
eine grosse Centralisation um das runde Kuppelgewölbe her- 
um bilden. So ist es im Grundrisse durch die halbkreisfiir- 
mige Stellung der Zwischensäulexi, so noch mehr nach 
oben hin durch die ineinanderwirkenden grösseril und 
kleinern Verbindungsbogen, Halbkuppeln, Tonnengewölbe. 
Bßi allem Labyrinthischen der Anordnung ist eine gross- 
f) Auffallend ist. die imsymmetrische schräge Stellung "der Vor- 
halle; man darf annehmen, dass nur locale Hindernisse sie bedingten. 
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